Meerbusch Amprion testet in Osterath

Meerbusch · Das Unternehmen will herausfinden, welche Auswirkungen 380 000-Volt-Erdkabel auf die Landwirtschaft haben könnten. Erste Ergebnisse präsentierte das Unternehmen gestern im Umspannwerk am Ingerweg.

 Andreas Preuß, Sprecher von Amprion, und Professor Peter Trüby mit einem Musterstück des 380 000-Volt-Kabels.

Andreas Preuß, Sprecher von Amprion, und Professor Peter Trüby mit einem Musterstück des 380 000-Volt-Kabels.

Foto: Ulli Dackweiler

osterath Mit dem Ertrag der ersten Kartoffelernte auf dem Testfeld im Osterather Umspannwerk ist Professor Peter Trüby durchaus zufrieden. Der Wissenschaftler der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg testet auf einer Strecke von 450 Metern in Zusammenarbeit mit Amprion die Auswirkungen von 380 000-Volt-Erdkabeln auf die Erträge in der Landwirtschaft. Getestet wird jedoch mit 110 000-Volt-Kabeln, die laut Amprion dieselben thermischen Bedingungen aufweisen.

Bei einer maximalen Auslastung der Kabel, zu der es im Echtbetrieb nicht kommen soll, könnten diese auf bis zu 90 Grad Celsius im Innern und 70 Grad Celsius an der Außenhülle erwärmt werden. Im normalen Betrieb sind dies 30 Grad, an der Erdoberfläche kommen noch drei Grad an. Wie sich diese Wärme im Erdreich auf die Pflanzen auswirkt, wird derzeit in Meerbusch getestet. Im ersten Jahr wurden auf dem Testfeld Kartoffeln angepflanzt, im Moment schießen dort Maispflanzen in die Höhe. In den kommenden Jahren sollen dort noch einmal Gerste oder Weizen und Kartoffeln angebaut werden.

Den Kartoffeln schien die Temperaturerhöhung durch die Kabel nichts auszumachen. "Ich kann jedoch nicht gesichert sagen, dass sich die Kabel nicht auf den Ernteertrag negativ auswirken werden", sagt Professor Trüby. Es könne zu finanziellen Einbußen bei den Bauern kommen. "Wenn dies passieren sollte, so wird der Schaden jedoch nicht groß sein." Getestet wird in Osterath auch, mit welchem Material die Kabeltrasse aufgefüllt werden soll.

Bislang wurden diese Trassen, die aber bislang keine 380 000-Volt-Kabel führten, mit Sand oder Magerbeton aufgefüllt. Ausprobiert wird in Meerbusch auch noch ein Flüssigboden, Perlkies und Powercreate (Beton). Dabei stellte sich heraus, dass insbesondere der Flüssigboden viele Vorteile hat. Er leitet die Wärme der Kabel gut ab, er ist günstig, da er zu 95 Prozent aus der Erde besteht, die zuvor ausgehoben wurde und er lässt sich schnell wieder aus der Trasse entfernen - falls die Kabel mal repariert werden müssen.

Die Erkenntnisse sollen beim Bau der ersten Versuchstrasse in Raesfeld angewendet werden. Sie ist die erste von vier Versuchsstrecken, die vermutlich 2014 realisiert wird.

Auch in Meerbusch fordern Anwohner eine unterirdische Verlegung der 380 000-Volt-Kabel. Sie werden in naher Zukunft jedoch nicht verbaut werden. "Die Politik fordert vier Teststrecken mit Erdkabeln - bis diese realisiert sind, wird die neue Stromleitung in Meerbusch schon realisiert sein", sagt Amprion-Sprecher Andreas Preuß.

(RP/rl)
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