Meerbusch Aufstand der Heimatfreunde

Meerbusch · Der Streit um die Zukunft der Barbara-Gerretz-Schule führt im Rat zur Zerreißprobe in der Union. Offenbar stimmt fast die Hälfte der CDU-Fraktion in geheimer Abstimmung mit UWG/Zentrum gegen den Kurs der eigenen Partei.

 CDU-Ratsherr Franz Josef Radmacher, Vorsitzender des Heimatkreises Lank, konnte die Alte Schule Langst-Kierst (im Hintergrund) nicht retten. Nun kämpft er für die Osterather Barbara-Gerretz-Schule.

CDU-Ratsherr Franz Josef Radmacher, Vorsitzender des Heimatkreises Lank, konnte die Alte Schule Langst-Kierst (im Hintergrund) nicht retten. Nun kämpft er für die Osterather Barbara-Gerretz-Schule.

Foto: Ulli Dackweiler

Die Meerbuscher CDU präsentiert sich im Umgang mit der Schließung der städtisch-katholischen Barbara-Gerretz-Grundschule als tief zerrissen. Das Ergebnis der geheimen Abstimmung legt nahe, dass bis zu elf der 23 CDU-Ratsmitglieder gegen das Schul-Aus gestimmt haben. Damit stände fast die halbe Fraktion gegen die eigene Parteilinie. Nun ist das Ende der Schule bis 2016 beschlossen. Aber das Ergebnis von 40:14 Stimmen stärkt der der Elterninitiative für den Schulerhalt den Rücken. Diese steuert nun auf ein Bürgerbegehren, beziehungsweise einen Bürgerentscheid zu. Um den Ratsbeschluss zu kippen, wären allerdings 6600 Unterschriften nötig.

Der einflussreiche CDU-Ratsherr Franz-Josef Radmacher begründete seinen Widerspruch öffentlich im Rat. Radmacher moniert vor allem das Verfahren. Dadurch, dass die Entscheidung zur Schließung "bewusst" hinter verschlossenen Türen im nichtöffentlichen Schul-Arbeitskreis getroffen worden sei, sei die vielbeschworene Transparenz und Bürgerbeteiligung "mit Füßen getreten worden. Die Bürger sind viel zu spät mit einbezogen worden". Radmacher hob das besondere Angebot der Bekenntnisschule hervor ("sie hat die meisten Anmeldungen in Osterath") und zog das Fazit: "Wir dürfen uns nicht von Traditionsschulen trennen, die ein Stück Heimat bedeuten". Einen Appell für den Erhalt der Schule hatten auch die CDU-Ratsleute Leo Jürgens, Brunhild Steinforth und Gabi Pricken unterschrieben-

Arbeitskreis-Mitglied Gabriele Schmidt (FDP) empfindet Radmachers Kritik am Arbeitskreis als "unanständig": "Wir haben uns entschieden, in den Arbeitskreis zu gehen, weil wir mal laut denken wollten, ohne dafür am nächsten Tag in Facebook verprügelt zu werden". Die Faktenlage sei nun mal eindeutig, die Schülerzahlen reichten nicht mehr aus, um drei zweizügige Schulen in Osterath zu erhalten. Jürgen Peters (Grüne) nannte Radmachers Kritik haltlos. Die Politik habe vor der Entscheidung schließlich monatelang diskutiert.

CDU-Chef Werner Damblon betonte, dass die Schließung eine für die CDU schmerzhafte Entscheidung sei, die aber "aus der Vernunft heraus" getroffen werden müsse. Die SPD begründete ihre Zustimmung auch mit dem — auf ihre Initiative hin — erstellten Gutachten von Ernst Rösner. Jürgen Eimer (SPD) sprach sich dabei für den Erhalt des "ortskernprägenden" Schulgebäudes aus: "Das Gebäude sollte weiter sinnvoll genutzt werden". UWG und Zentrum sind gegen die Schulschließung und forderten, noch einige Jahre abzuwarten.

(RP/rl)
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