Meerbusch Autofahrer geblitzt, Radfahrern geholfen

Meerbusch · Trauriger Rekord in Meerbusch: Bereits bis gestern Mittag wurden innerhalb von sieben Stunden mehr Autofahrer beim Rasen erwischt als in den 24 Stunden des vergangenen Blitzmarathons. Der Schnellste fuhr 104 km/h, wo Tempo 70 gilt

 Polizistin Sabine Porrio erteilt Lukas Lüttger die bei den Kindern begehrte Plakette "Polizei 2013 - Verkehrswacht".

Polizistin Sabine Porrio erteilt Lukas Lüttger die bei den Kindern begehrte Plakette "Polizei 2013 - Verkehrswacht".

Foto: Dackweiler, Ulli (ud)

Wer in den nächsten Tagen Post vom Landrat des Kreises Neuss bekommt, wird sich wahrscheinlich nicht freuen, den Brief zu öffnen. Darin könnte ein gestochen scharfes Foto des eigenen Autos sein, auf dem Nummernschild und Fahrer klar zu erkennen sind. Und natürlich: Ein Bußgeld je nachdem, wie viel man zu schnell gefahren ist. Die Gelegenheit, so ein Foto zu schießen, gab es gestern Morgen auf dem Westring rund um Osterath. Die Polizei hatte im Vorfeld des landesweiten vierten "Blitzmarathons" angekündigt, dort die Geschwindigkeit zu kontrollieren. Polizeikommissar Markus Grosenick installierte die moderne Messanlage vom Typ ESO, die erst seit wenigen Wochen bei der Polizei im Rhein-Kreis Neuss im Einsatz ist. "Autofahrer in beiden Richtungen können mit der Lichtschranke gemessen und dann fotografiert werden", sagt Grosenick.

 Auf dem Westring in Osterath richtete Polizeikommissar Markus Grosenick die Anlage ein.

Auf dem Westring in Osterath richtete Polizeikommissar Markus Grosenick die Anlage ein.

Foto: Ulli Dackweiler

Die Geschwindigkeit wird mit einem Sensor gemessen, der Hell und Dunkel unterscheiden und seitlich zur Straße aufgestellt ist. Je nachdem, wie schnell ein Auto oder ein Motorrad dort vorbeifährt, wird eine der beiden Kameras sowie der berühmte "Blitz" ausgelöst. "Den Blitz brauchen wir, damit man den Fahrer klar erkennen kann", sagt Grosenick. Warum die Polizei ausgerechnet an dieser Stelle kontrolliert? Es sind keine Schulen oder Kindergärten in der Nähe, eine leichte Kurve, vorgeschrieben sind 70 Stundenkilometer. "Das ist zwar kein Unfallschwerpunkt, aber die Straße hat gefährliche Bodenwellen", sagt Grosenick. Deshalb sei es wichtig, die Geschwindigkeit einzuhalten.

Ob und wie viele Fahrer zu schnell fahren, kann der Polizist auf einem Monitor sehen, der in einem dunkelblauen Bus hinter den Büschen geparkt ist. Eine Bilanz des Blitzmarathons zog die Polizei gestern Mittag. Kontrolliert wurde nicht nur auf dem Westring, sondern auch an vier anderen Stellen im Stadtgebiet. Bis 13 Uhr wurden 1200 Fahrzeuge gemessen, dabei waren 77 zu schnell. Zum Vergleich: 75 Raser waren es beim vergangenen Blitzmarathon, von 3864 Verkehrsteilnehmer. Spitzenreiter bis gestern, 13 Uhr: Ein Autofahrer war mit 104 km/h statt 70 auf dem Westring unterwegs.

In der Unfallstatistik ist nicht angepasste Geschwindigkeit eine der häufigsten Unfallursachen. Nach einer vorläufigen Bilanz ist die Zahl der Unfälle in Meerbusch in den ersten Monaten des Jahres zwar zurückgegangen, allerdings gab es mehr Schwerverletzte. Die Polizei verzeichnete in den ersten vier Monaten 2013 genau 34 verunglückte (2012: 45). Die Zahl der Schwerverletzten stieg aber von sechs auf sieben. Gab es im Vorjahreszeitraum keinen schwer verletzten Radfahrer, waren es in diesem Jahr zwei. Die Polizei kontrollierte daher beim Blitzmarathon auch Radler. In Osterath wurden Schüler der Barbara-Gerretz Schule von der Polizei im Radfahren geschult. Unter der Anleitung von Sabine Porrio lernen sie das Abbiegen, Einordnen und Umschauen. Wer genug übt, wird mit Sicherheit am Freitag die Prüfung bestehen.

(RP/rl)
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