Meerbusch Beschluss zum NS-Mahnmal

Meerbusch · Die Grünen haben gegen ihren Kooperationspartner CDU durchgesetzt, dass schnellstmöglich Zeitzeugen der NS-Zeit interviewt werden sollen. Die Gespräche sollen ein Schwerpunkt des geplanten NS-Mahnmals werden.

Gegen den Willen ihres Kooperationspartners CDU haben die Grünen im Kulturausschuss einen Antrag zur Befragung von Zeitzeugen aus der NS-Zeit durchgebracht. SPD, FDP und UWG stimmten zusammen mit den Grünen. Aus der CDU kamen drei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen. Im Kern sind sich alle Parteien einig: Das Verwaltungsgebäude am Dr.-Franz-Schütz-Platz (ein ehemaliges "Heim der Hitlerjugend") soll zu einer Art Mahnmal zur Erinnerung an die NS-Gewaltherrschaft, speziell in der Region, werden.

Ein konkretes Konzept, wie das aussehen soll, gibt es allerdings noch nicht. Bis zu 2500 Euro stehen zur Vorbereitung an Haushaltsmitteln zur Verfügung. Klar ist nur, dass Zeitzeugen-Aussagen eine wesentliche Rolle der Gedenkstätte spielen sollen.

Im Kulturausschuss drehte sich die Diskussion um die Frage, ob man vor oder nach Erstellen des Konzepts Zeitzeugen befragen und wer das tun sollte. Da angesichts des Alters der als Zeugen in Frage kommenden Senioren die Zeit dränge, beantragten Grünen-Chefin Ingrid Maas und Parteifreundin Irmtraud Richter, die Befragung "jetzt umzusetzen". Bei dem sensiblen Thema sei der Einsatz professioneller Interviewer erforderlich, die etwa die Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte vermitteln könne. Es solle kein Schulprojekt werden. Ingrid Maas: "Wir wollen keinen Ringelpietz mit Geschichtslehrern." Ziel sei es, "anschaulich zu dokumentieren, wie eine Kindheit und Jugend unterm Hakenkreuz in unserer Region ausgesehen hat." Und um die Erziehungsarbeit der NSDAP zu veranschaulichen, eigne sich das ehemalige HJ-Heim besonsers gut, so die Antragsteller.

CDU-Ratsherr Mike Kunze, selbst Historiker, hätte lieber erst das Mahnmal-Konzept gesehen, bevor bereits Interviews durchgeführt werden: "Wenn wir das jetzt beschließen, haben wir keine Chance mehr, mit dem Geld etwas anderes zu machen." Besser sei, nach Vorliegen des Konzepts, in der September-Sitzung einen umfassenden Beschluss zu fassen. Der Ausschussvorsitzende Franz-Josef Radmacher (CDU) unterstrich, dass er sich "nicht wohl fühlen würde, wenn bei so einem sensiblen Thema per Kampfabstimmung entschieden würde". Ingrid Maas bestand jedoch auf der Abstimmung, SPD und FDP signalisierten Zustimmung.

Die Stadtverwaltung wird nun Interviewer und Zeitzeugen suchen. Noch während der Sitzung stellte sich die Lanker Historikerin und Autorin Rosemarie Vogelsang (Jahrgang 1930) zur Verfügung, die mit einem Aufsatz für die Wiederentdeckung eines unter Putz verborgenen, zehn Quadratmeter großen NS-Freskos am Schütz-Platz gesorgt hatte. Das Mahnmal-Konzept soll Vorschläge zum Umgang mit dem Fresko machen, das freigelegt werden könnte.

(RP/url)
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