Meerbusch „Bö-See“: Taucher auf Müll-Jagd
Eine Tauchergruppe aus Essen hat am Samstag haufenweise Wohlstandsmüll aus dem Bösinghovener See geholt. Für die Taucher eine willkommene Trainingseinheit in bis zu elf Meter Tiefe. Unterwasser sind sie immer in Zweierteams unterwegs.
Die Froschmänner schauen sich an und checken bei den anderen, ob alles sitzt. Es ist überlebenswichtig. Bis zu elf Meter tief wollen sie tauchen. Da muss alles stimmen. Nicole Kulla und Jörn Terwint sind ein Buddy-Team — ein besonderes. In den verschiedenen Planquadraten wollen sie mit der Unterwasserkamera die Suche der anderen Taucher dokumentieren. Die Aufgabe für alle: Ihre Bucht des Bösinghovener Sees unter Wasser von Müll befreien.
Rund 40 Tauchfreunde des "Dive In Essen Club" sind dabei. Das Wetter spielt mit, das Meerbuscher Gewässer selber ist für Unterwassersportler normalerweise keine große Herausforderung. Gefährliche Strömungen, Haie und Schiffsverkehr gibt es hier nicht. Trotzdem dürfen sie nicht unachtsam sein. "Jedes Team nimmt eine rote Boje mit", sagt Einweiserin Ingrid Cremer, Tauschulinhaberin aus Essen. Immer zu zweit werden sie nach unten tauchen. Diese Einheiten nennen sie Buddy-Team. Die Profis unter ihnen bilden die Staff-Teams — sie sollen den richtig schweren Müll bergen. Jede Zweiergruppe besteht aus einem Navigator und einem Sammler. Der Navigator hat den Kompass dabei und kümmert sich um die Sicherheit. Der Sammler taucht mit einem gelben Beutelnetz nach unten.
In sechs Planquadrate haben die Taucher ihre Bucht aufgeteilt
Fast anderthalb Stunden können sie unter Wasser bleiben. "Umgerechnet habe ich 2000 Liter Luft dabei. Frauen verbrauchen weniger als Männer", sagt Nicole Kulla. Sie hat bereits eine Dive-Master-Ausbildung absolviert, dies sei "die erste Stufe ins Profitauchen". Kurz vor ihrem Eintritt ins Wasser watscheln Andreas Paschen und Peter Füth an ihnen vorbei. Die beiden sind Programmierer und tauchen seit rund drei Jahren. "Wenn du einmal von dem Tauchfieber angesteckt wurdest, bist du verloren", sagt Andreas Paschen. "Da gibt es keine Heilung." Dann verschwinden sie im See. Nicole Kulla und Jörn Terwint hinterher.
Nicht weit entfernt blubbern Bläschen nach oben. Eine rote Boje ist allerdings nicht zu sehen. "Es sind auch andere Tauchschulen am See", erklärt Tauchlehrer Alex Krigel. Er hat bereits eine Runde gedreht. Die Sicht beträgt rund vier Meter — beste Bedingungen. "Normalerweise tauchen wir in der Ruhr", erklärt Ingrid Cremer. Dort sei das Wasser aktuell allerdings zu trüb. Ihre Erwartungen an den Tag: "Wir wollen Wohlstandsmüll finden. Bierflaschen, Chipstüten, Partymüll", listet Alex Krigel auf. Alles, was bei nächtlichen Feiern am See weggeworfen wird. "Zum Glück sind die schwach auf den Armen", scherzt Krigel. Mitten im See werden sie wohl weniger finden. Was sie nicht rausholen wollen, ist ihnen auch klar. Unter anderem einen alten Wohnwagen und einen Springbrunnen.
Dies sind die Unterwasserattraktionen, die sie selber versenkt haben. In sechs Planquadrate haben die Taucher ihre Bucht aufgeteilt. Jedes Quadrat hat die Seitenlängen von 50 mal 50 Flossenschlagzyklen. "Ein Zyklus sollte rund ein Meter sein", erklärt Tauchlehrer Theo Holtmann. Nach einiger Zeit blubbert es wieder in Ufernähe. Eine rote Boje schwimmt daneben. Erst durchbricht ein schwarzer Neopren-Kopf die Wasseroberfläche, dann ein zweiter — Andreas Paschen und Peter Füth sind zurück. Ihr gelbes Netz ist prall gefüllt.