Meerbusch Das Dauer-Provisorium

Düsseldorf · Seit 1990 wartet der SSV Strümp auf einen Kunstrasenplatz. Der Verein half sich mit diversen Notlösungen, die schließlich zu Dauer-Einrichtungen wurden und die Geduld der Sportler arg strapazieren.

Wenn Fußballer auf der SSV-Wiese kicken, dürfen sie sich nicht zu sehr auf Ball und Gegner konzentrieren. Wer das Spiel ohne Blessuren überstehen will, tut gut daran, immer ein Auge auf den Untergrund zu haben. Der sattgrüne Rasen ist übersät von Maulwurfs- und Kaninchenhügeln: Löchern und sandigen Stolperfallen. "Gerade erst vergangene Woche hat sich einer unserer Senioren beim Training einen Bänderriss zugezogen", erzählt SSV-Abteilungsleiter Karl Theo Wellmann. Andere Mannschaften wechselten auf den daneben liegenden Ascheplatz und fanden sich in enormen Staubwolken wieder.

Beim SSV wartet man mit Spannung auf die Diskussion in der kommenden Woche im Planungsausschuss um den Bau eines Kunstrasenplatzes (Dienstag, 4. Mai, 17 Uhr, Mataré-Gymnasium). Der wäre bei praktisch jedem Wetter bespielbar — und immun gegen leidenschaftlich wühlende Langohren. Präsident Karl-Heinz Rütten hat den Kunstrasenplatz bereits am 20. Februar 1990 bei der Stadt beantragt. Doch es kam ständig etwas dazwischen. Nun haben Büderich und Bösinghoven solche Spielfelder, Lank soll auch eines bekommen — während sich viele Strümper Kicker seit Jahren von Rat und Verwaltung vergessen fühlen.

Das grundsätzliche Problem ist, dass der SSV von der Stadt immer nur provisorisch ausgestattet wurde. Der Ascheplatz war ursprünglich für die Schulen gedacht. Die 18 000 Quadratmeter große Fußballwiese war 1995 als Notlösung für lediglich fünf Jahre geplant, um die Zeit bis zum Kunstrasen zu überbrücken. Seit längerem war klar, dass nur eine umfassende Sanierung die Bespielbarkeit des Rasens erhalten kann. Das wäre teuer geworden. Daher verließ man sich beim SSV auf Signale der Stadt, dass der neue Platz in Kürze gebaut würde, was die Renovierung des Rasenplatzes obsolet machen würde. Entsprechend verärgert reagierte die Vereinsführung auf die ständigen Verzögerungen.

In den Umkleiden (ehemalige Räume der Martinusschule) und dem Duschraum herrscht noch heute 60er-Jahre-Tristesse. Wenn sich mehrere Mannschaften gleichzeitig umziehen, wird es eng. Zur Ausstattung gehört auch eine einzelne Toilette — ohne Waschbecken. Gast-Teams stehen die etwas freundlicheren Umkleiden der benachbarten Martinus-Turnhalle zur Verfügung, wo es auch einen Miniraum für den Unparteiischen gibt. Das Sportgerät ist auf eine alte Garage, einen Speicher und einen ehemaligen Technikraum verteilt. Die SSV'ler haben viel Eigenleistung in die Anlage gesteckt, etwa ein Vordach an die Garage gebaut oder einen schmucken Unterstand am Rand des Rasenplatzes.

Das ändert aber nichts daran, dass Plätze und Räume das Flair von in die Jahre gekommenen Provisorien ausstrahlen, die notgedrungen zum Dauerzustand geworden sind. Heute spielen beim SSV drei Senioren- und neun Jugendteams. "Tendenz stabil". Allerdings würden immer wieder Spieler zu den umliegenden Vereinen mit besser ausgestatteten Plätzen abwandern. Von der Politik wünschen sich die SSV-Verantwortlichen nun den Kunstrasenplatz mit Flutlicht, den Neubau von Umkleiden und den Erhalt des Ascheplatzes. Befürchtungen von Anwohnern vor dem neuen Flutlicht hält Rütten für übertrieben. Bei Kunstlicht werde sowieso nur von Oktober bis März gespielt. Samstags ende der Spielbetrieb zudem um 18 Uhr, sonntags um 16.45 Uhr. Das Flutlicht werde am Wochenende daher nur sehr selten gebraucht.

(RP)
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