Meerbusch Das Ende der Fastenzeit

Meerbusch · Es begann mit einem Gespräch mit einem Kaplan und endet am morgigen Ostersonntag: Mehr als sechs Wochen ohne Süßigkeiten, Fettiges und Frittiertes waren für RP-Volontär Christian Spolders nicht einfach. Hier sein Bericht.

Christian Spolders darf ab morgen wieder die geliebten Schoko-Doppelkekse essen...

Christian Spolders darf ab morgen wieder die geliebten Schoko-Doppelkekse essen...

Foto: Boris Schmidt

Die Idee kam sehr spontan. In einem Gespräch an Karneval mit einem Kaplan über die Fastenzeit klärte der Mann über Sinn und Unsinn der Wochen zwischen Karneval und Ostern auf. "Die Zeit ist nicht unbedingt da, um abzunehmen", sagte der Geistliche. "Sondern um sich im Verzicht zu üben." Eine gute Idee — gerade in einer Gesellschaft, in der es oft nur um mehr, mehr und mehr geht. Also stand der Plan: Sechseinhalb Wochen sollte es keine Süßigkeiten, nichts Fettiges und Frittiertes geben. Doch ich hatte keine Ahnung, wie hart das ist.

Das beginnt schon beim Frühstück. Gezuckerte Cornflakes? Verboten. Marmelade? Auch verboten. Nutella? Erst recht verboten. Also blieb nur Aufschnitt. Aber Wurst und Käse schmecken ja auch. Allerdings wurde der Verzicht auf etwas Süßes besonders in Gesellschaft zur Probe. Kein Popcorn im Kino, kein Dessert bei netten Abenden mit Freunden, und keine Doppelkekse zum Besuch bei der Oma. "Komm, eine Ausnahme kannst du doch machen", hieß es immer. "Wir verraten es auch niemandem."

Aber jemand anderem wollte ich nichts beweisen, sondern nur mir selbst. Darin liegt schließlich die Herausforderung. Auch ums Abnehmen ging es nicht. Mit 27 Jahren bin ich eigentlich ganz zufrieden, zudem nicht übermäßig eitel, wenn es um den Bauch geht. Einen netten Nebeneffekt sollte es aber haben. Schließlich tut es jedem ganz gut, sich gesund zu ernähren: Bananen statt Bonbons, Kiwi statt Kekse, Müsli statt Maoam — schaden kann das eigentlich nicht.

Das Problem: Wer sich wenig bis gar keine Zeit nimmt, sich selbst zu bekochen, der hat sich in den vergangenen Jahren als Stammgast in diversen Schnell-Imbissen seiner Nachbarschaft einen Namen gemacht. Hier mal eine Currywurst, da ein Döner, gerne auch eine Frikadelle im Brötchen: So sehen Mittagspausen und abendliche Snacks in der Regel aus. Ausgewogen, das Lieblingswort der Ernährungswissenschaftler, ist daran nur die Auswahl der Läden.

Am morgigen Ostersonntag soll es also zurück in die Vergangenheit gehen? Wieder ein Schokoriegel hier und eine Portion Pommes mit Mayo und Ketchup da? Wieder Nachos mit Soße und Eisbecher mit Schlagsahne? Ich bin dagegen. Denn es geht auch ohne. Das Zauberwort ist jetzt aber nicht mehr Verzicht, sondern Genuss. Denn alles, worauf ich in den vergangenen Wochen komplett verzichtet habe, ist nicht überlebensnotwendig, sondern ein Bonus. So wie das Frühstück am Ostersonntag im Kreise der Familie. Dann auch wieder mit Marmelade und Nutella. Ich freu mich drauf. Frage des Tages

(RP)
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