Meerbusch "Den Masterplan gibt es nicht umsonst"

Meerbusch · Leerstehende Geschäfte, unbebaute Grundstücke, ungelöste Verkehrsfragen — die Zukunft Osteraths soll nun im Arbeitskreis diskutiert werden. Einen Masterplan, der kostengünstig von Studenten erstellt wird, gibt es nicht

 Baudezernent Just Gerard: "Studenten dürfen keinen Masterplan erstellen. Das ist eine Ingenieurleistung, die die Stadt dann auch bezahlen muss."

Baudezernent Just Gerard: "Studenten dürfen keinen Masterplan erstellen. Das ist eine Ingenieurleistung, die die Stadt dann auch bezahlen muss."

Foto: Ulli Dackweiler

Das hatten sich die Damen und Herren Politiker ja fein ausgedacht. Um deutlich mehr als 100 000 Euro für einen Masterplan zu sparen, wollten sie schlicht und einfach ein paar Studenten beauftragen, die sich nach getaner Arbeit noch mit einem Bachelor oder sogar Master-Titel schmücken dürfen.

Und was sollten die Jung-Akademiker dafür tun? Nicht mehr und nicht weniger, als einen so genannten Masterplan für den Stadtteil Osterath zu erstellen. Dabei geht es um Dinge wie die, den Ortskern in seiner Attraktivität zu stärken, die Verkehrssituation genauer unter die Lupe zu nehmen und den Einzelhandel zu stärken. Die Verwaltung hat den Auftrag der Politik durchaus ernst genommen und tatsächlich die Universitäten Dortmund, Köln, Aachen sowie die Hochschule Niederrhein angeschrieben. Zwei Professoren, so genannte Lehrstuhl-Inhaber, haben der Stadt nun auch geantwortet.

Das Ergebnis, eigentlich keine wirkliche Überraschung. "Studenten dürfen solche Arbeiten nicht erledigen, das ist eine Ingenieur-Leistung", sagte Baudezernent Just Gérard gestern im Ausschuss für Planung und Liegenschaften. Auch aus "standesrechtlichen Gründen" könnten Studenten in dieser Art und Weise nicht für eine Stadt arbeiten. Trotzdem - einige Universitäten würden den Auftrag durchaus annehmen, dann aber auch nach der Gebührenordnung abrechnen. Und das kann für die klamme Stadt richtig teuer werden. Darüber hinaus, so Dezernent Gérard, drohe ein Verfahren mit Studenten am Ende "sehr akademisch" zu werden.

Die Verwaltung habe gar nicht die Möglichkeit zu bestimmen, sondern allenfalls mit am Tisch zu sitzen und Anregungen zu geben. Die Krönung: Die Studenten würden mehrere Jahre brauchen. "Ich habe den Eindruck, die Verwaltung hat keine Lust auf einen Masterplan und unterläuft unsere Vorschläge", sagte Jürgen Peters (Grüne). Thomas Jung (CDU) wollte nicht unbedingt an dem Wort "Masterplan" festhalten.

"Erlösen Sie uns davon, nennen wir es doch Rahmenplan oder Handlungskonzept" , sagte Jung im Ausschuss. Klaus Rettig von der FDP sieht in Osterath schon viele positive Entwicklungen. Es gebe immer mehr Geschäftsleute, die sich ein Herz fassen und einen neuen Laden eröffnen, so Rettig.

Ein wichtiges Thema sei auch die Schranke, die den Bommershöfer Weg für den Autoverkehr zwischen Westring und Ortskern ausbremst. Soll sie entfernt werden oder nicht? Es gebe bei den Bürgern genau so viele Fürsprecher wie Gegner. Er forderte, einen Verkehrsexperten einzuschalten. Die Verwaltung schlug vor, statt eines Masterplans in einzelnen Bausteinen vorzugehen.

Sowohl das Thema Einzelhandel, als auch Verkehr könne so Stück für Stück unter die Lupe genommen werden. Dabei könnten auch die Bürger beteiligt werden. "Lassen wir doch die Bürger vor Ort mitentscheiden, dafür haben wir doch den Arbeitskreis", sagte Hans-Werner Schoenauer (fraktionslos). Seinem Vorschlag schlossen sich alle Parteien an. Im Arbeitskreis sollen Vertreter der Osterather Vereine, des Einzelhandels, der Verwaltung (Planung und Wirtschaftsförderung) und der Politik sitzen. Den Vorsitz soll Leo Jürgens (CDU) haben; er ist auch Vorsitzender des Planungsausschusses.

(RP/ila)
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