Meerbusch Dicke Luft bei der Awo

Düsseldorf · Der Betrieb der Begegnungsstätte ist für den Kreisverband Mönchengladbach ein Zuschussgeschäft. Der Ortsverein Meerbusch soll für das Defizit geradestehen. Doch der Vorsitzende wehrt sich.

Die Arbeiterwohlfahrt in Meerbusch kommt nicht zur Ruhe. In der Vergangenheit war viel Porzellan zerschlagen worden. Die Stichwörter dazu lauten: Anklage gegen Geschäftsführer des Kreisverbands Grevenbroich wegen Untreue sowie in der Folge Insolvenz des Kreisverbands, zu dem auch Meerbusch gehörte (RP berichtete). Nachdem der Kreisverband Mönchengladbach die Begegnungsstätte Am Kapittelsbusch in Büderich als neuer Eigentümer übernommen hatte, gab es zunächst einige Personalquerelen, doch dann schien Ruhe einzukehren. Damit ist es jetzt wohl vorbei.

Anlass: Der Kreisverband fährt mit dem Betrieb der Begegnungsstätte ein jährliches Defizit in Höhe von rund 20 000 Euro ein. In dieser Summe sind die Darlehenskosten für den Kauf der Begegnungsstätte von der Stadt Meerbusch noch nicht einmal enthalten.

Dieter Lenßen, Vorstandsmitglied des Mönchengladbacher Kreisverbands, ließ sich eine Lösung einfallen, wie das Defizit zunächst für das laufende und das kommende Jahr 2012 zu vermeiden wäre. Die Awo Meerbusch solle sich verpflichten, für die Unterdeckung einzustehen. In der Mitgliederversammlung der Awo war nämlich bekannt geworden, dass der Ortsverein Meerbusch über ein Guthaben von mehr als 50 000 Euro verfügt.

Wie die RP erfuhr soll der Vorsitzende Gerd Engel aus Lank-Latum es strikt abgelehnt haben, eine entsprechende Vereinbarung zu unterzeichnen. Seitdem schwelt ein Konflikt auch innerhalb des Meerbuscher Awo-Vorstands. Engels Stellvertreter Günter Lorch und Dr. Norbert Friedrich sollen dem Vernehmen nach einer Beteiligung an den Kosten der Begegnungsstätte hätten zustimmen wollen. Engel dazu: "kein Kommentar".

Das Defizit des Kreisverbands Mönchengladbach entsteht nach eigener Kostenaufstellung überwiegend durch Personalkosten, aber auch durch Ausgaben für Reparaturen und Betriebskosten. Auf der Gehaltsliste des Kreisverbands stehen auch zwei CDU-Frauen aus dem Meerbuscher Stadtrat. Auf der Einnahmenseite finden sich Zuschüsse der Stadt Meerbusch, weitere für das Projekt Zwar (Zwischen Arbeit und Ruhestand) sowie andere Einnahmen.

Für Dr. Norbert Friedrich ist das Thema längst erledigt. "Ich möchte wieder Ruhe in die Bude bekommen", sagte er gestern im RP-Gespräch. Mit organisatorischen Veränderungen wollen er und der Kreisverband Mönchengladbach das finanzielle Problem in den Griff kriegen. Das von Günter Lorch betreute Reise- und Tagesfahrtenangebot solle zum Beispiel nicht mehr in der Obhut des Ortsvereins bleiben, sondern über den Kreisverband abgewickelt werden. Außerdem wolle sich das Familienbildungswerk der Awo stärker engagieren. Andere denken an die zahlung einer Miete. In dem Kaufvertrag für die Begenungsstätte zwischen der Stadt und dem Kreisverband Mönchengladbach sei hinsichtlich einer eventuell zu zahlenden Miete durch den Ortsverein an den Eigentümer nichts geregelt, informierte Sozialdezernentin Angelika Mielke-Westerlage auf Anfrage.

Dass der unliebsame, weil sperrige Ortsvereinsvorsitzende Engel durch ein Austauschen der Schlösser an der Begegnungsstätte in der ehemaligen Böhlersiedlung ausgesperrt worden sei, verneint Dr. Friedrich. "Wir haben die Schließanlage ausgewechselt, weil ein Schlüssel abhanden gekommen ist", erklärte er den Hintergrund der Aktion.

(RP)
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