Meerbusch Die Frau, die unsere Bäume zählt

Meerbusch · Brigitte Normann erfasst von Berufs wegen die persönlichen Daten. Allerdings nicht die von Menschen, sondern von Bäumen. Die Landschaftsarchitektin legt für die Stadt Meerbusch ein Baumkataster an, in dem der Baumbestand in elektronischer Form aufbereitet ist.

 Brigitte Normann, hier an der Dorfstraße in Büderich, wird bei ihren Rundgängen häufig für eine Politesse gehalten. Die Landschaftsarchitektin kümmert sich aber lediglich um eine Bestandsaufnahme der im Eigentum der Stadt befindlichen Bäume in Meerbusch.

Brigitte Normann, hier an der Dorfstraße in Büderich, wird bei ihren Rundgängen häufig für eine Politesse gehalten. Die Landschaftsarchitektin kümmert sich aber lediglich um eine Bestandsaufnahme der im Eigentum der Stadt befindlichen Bäume in Meerbusch.

Den Tablet-PC hält sie ruhig in der Hand. Mit dem Stick markiert sie den Baum auf dem Luftbild von Büderich. Nach einem Klick öffnet sich das Fenster – und Brigitte Normann trägt neben den Worten "Tilia platyphyllos" im Feld "Alter" "1965" ein. "Das ist eine Sommerlinde", sagt sie. Brigitte Normann ist Landschaftsarchitektin aus Düsseldorf und im Auftrag der Stadt Meerbusch unterwegs. Ihre Aufgabe: Sie verleiht Meerbuschs Bäumen digitale "Personalausweise", indem sie in allen Gemeinden die Bäume identifiziert, begutachtet und in ihren Computer aufnimmt.

Dafür wandert sie gemeinsam mit Hovawart-Hündin "Bertha von Hoppeditz" durch alle Straßen. Die Stadt habe zwar Dokumente und Dateien über ihre Straßenbäume, aber in elektronischer Form sind sie noch nicht auf einer Karte erfasst. "Das habe ich vor dreieinhalb Jahren auch für die Landeshauptstadt Düsseldorf gemacht", sagt Brigitte Norman. 40 125 Bäume hat sie so im Düsseldorfer Norden erfasst.

Auch die Meerbuscher Gesamtzahl kennt sie bereits: Rund 12 300 öffentliche Bäume befinden sich auf dem Meerbuscher Stadtgebiet. "Ich zähle und markiere keine Privatbäume, nur die, die von der Stadt sind", versichert Brigitte Normann.

In Lank-Latum wird sie noch einige Wochen unterwegs sein. Ihr Problem: "Wenn ich da stehe, denken sich die Menschen ihren Teil", so Normann. Gelegentlich sei sie schon empört angesprochen worden. Sie sei keine Politesse, die den Autofahrern Knöllchen schreibt, noch sei sie Vorbotin einer städtischen Fällungsaktion. "Man kann mich auch einfach nett ansprechen, dann sage ich, was ich mache", sagt die Landschaftsarchitektin. Noch bis Ende November ist sie unterwegs.

In Büderich (4000 Bäume) und Osterath (2500 Bäume) hat sie ihre Arbeiten bereits abgeschlossen. Für die Erfassung auf Schulhöfen und Kindergartengeländen komme sie noch einmal in diese Stadtteile zurück. Danach ist sie erst wieder im Frühling im Einsatz, wenn die nächste Vegetationsphase einsetzt. "So kann ich besser sehen, ob der Baum auch gesund ist", so Normann. Habe ein Baum Auffälligkeiten, könne sie diese eintragen. "Aber das Grünflächenamt arbeitet sehr gut", sagt sie.

Von den insgesamt rund 9000 Bäumen, denen sie bisher einen "Personalausweis" verpasst habe, seien lediglich "weniger als zehn Stück" in einer Verfassung gewesen, die sie habe herausheben müssen. Für den Meerbuscher allerdings schade: Das Baumkataster wird nicht öffentlich gemacht, sondern dient nur der Stadt Meerbusch.

(RP)
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