Meerbusch Die Geschichte des "Hoster Jong"

Meerbusch · Der Heimatkreis Lank hat sein 39. Heimatblatt "Dä Bott" herausgebracht, Die Heimatfreunde erzählen darin die Geschichte eines Lanker Originals, des "Hoster Jong". Der Blick geht zurück in Kriegszeiten: Als der polnische Kriegsgefangene Czeslaw Barbachowski, genannt "Zeßward", den Bund Stroh zu viel in die Dreschmaschine schiebt, bleibt sie stehen. Der Besitzer, ein Latumer Bauer ist NSDAP-Mitglied und weiß sofort: Das muss Sabotage gewesen sein. Ein Hilfspolizist führt den Polen Amtsbürgermeister Gustav van Beek vor. Der erklärte dem Kriegsgefangenen, dass ihm nun wegen Sabotage die Todesstrafe drohe. Doch dann kommt Hoster ins Spiel und eilt seinem Freund "Zeßward" zur Hilfe. "Er stürmte in die Amtsverwaltung, schlug dem Polizisten fast den Karabiner aus der Hand, fragte, was der Unsinn solle, und nahm ihn mit", sagt Franz-Josef Jürgens vom Heimatkreis Lank. Barbachowski war gerettet.

 Drei Autoren von "Dä Bott" vor der Weinschänke in Lank-Latum (v.l.): Franz-Josef Jürgens, Franz-Josef Radmacher, Johannes Toups zeigen die aktuelle Ausgabe des Heimatblattes.

Drei Autoren von "Dä Bott" vor der Weinschänke in Lank-Latum (v.l.): Franz-Josef Jürgens, Franz-Josef Radmacher, Johannes Toups zeigen die aktuelle Ausgabe des Heimatblattes.

Foto: Achim Hüskes

Zu Ehren von Bürgermeister van Beek wurde nach dem Krieg in Strümp eine Straße benannt, Barbachowski und Hoster gerieten — fast — in Vergessenheit. Jetzt erinnert der Heimatkreis an Theodor Hoster. "Er wurde auch der erste Beatle genannt", so Jürgens. Weit vor der britischen Band trug der Hoster Jong langes, gelocktes Haar. Sonntags dazu noch einen feinen Anzug — gelegentlich war er dazu auch noch barfuß unterwegs. Geboren 1909 lebte er als Bauer. Bekannt war er ihm Ort allemal. "Hoster Jong war eine besondere Persönlichkeit, dem Hemmungen fremd waren. Oft griff er Geschäftsleuten ans Revers, um ihr Parteizeichen zu sehen." Hoster Jong hörte heimlich BBC und wurde deswegen auch angezeigt.

In der "Dä-Bott"-Ausgabe Nr. 39 ist er auf dem Titelbild zu sehen. Aber nicht nur mit diesem besonderen Charakter beschäftigt sich die rund 100-seitige Ausgabe. "Ich habe mich mit einem Latumer beschäftigt, der nach Paraguay auswanderte und dort Bier braute", sagt Franz-Josef Radmacher, Vorsitzender des Heimatkreises. Neben alten Postkarten und Briefen bezog der "Dä-Bott"-Autor auch Informationen aus dem Internet. "Es gibt dort heute noch deutsche Friedhöfe, auf den alte Porzellanbierkrüge stehen, die zu Blumenvasen umfunktioniert wurden", berichtet Radmacher. Auch der Lank-Latumer Mundart-Experte Johannes Toups hat sich in der Ausgabe mit einigen "Dönekens" verewigt. Weiter widmen sich die Meerbuscher im alten Amt Lank mit einem Beitrag der Kunst. "Der Maler Fritz Haschke und seine Zeit in Lank-Latum", lautet der Artikel von Franz-Josef Jürgens. Das Heimatblatt befasst sich noch mit weiteren Themen rund um die Heimat- und Regionalgeschichte und zeigt unter anderem historische Fotos.

(RP/ac)
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