Meerbusch Die "Weinschenke" – ein bedeutendes Denkmal

Meerbusch · Am Samstag schließt die "Alte Weinschenke" am Lanker Marktplatz. Damit wird ein jahrhundertealtes Kapitel Lanker Gastronomiegeschichte zunächst unterbrochen. Der Betreiber will später an anderer Stelle im Stadtteil neu eröffnen.

 Der Denkmalschutz für die Alte Weinschenke am Marktplatz in Lank-Latum ist zunächst vorläufig ausgeweitet worden.

Der Denkmalschutz für die Alte Weinschenke am Marktplatz in Lank-Latum ist zunächst vorläufig ausgeweitet worden.

Foto: Ulli dackweiler

Wie ein neuer Eigentümer das historische Gebäude weiter nutzen wird, ist noch nicht klar. Es gilt als wahrscheinlich, dass der Denkmalschutz deutlich ausgeweitet wird. Das würde Einschränkungen für die künftige Nutzung und mögliche Um- und Neubauten auf dem Grundstück bedeuten.

Reinhard Lutum von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt erläuterte den Fall jetzt im Kulturausschuss. Dabei wurde bekannt, dass das Landesamt für Denkmalpflege ein Gutachten zum Denkmalwert der "Alten Weinschenke van Dawen" (gesprochen: "van Dauen") erstellt hat. Bislang steht lediglich das Haupthaus unter Denkmalschutz.

Die Landes-Gutachter kommen zu dem Schluss, dass der Denkmalwert der Schankwirtschaft für Meerbusch durchaus bedeutend ist. Schließlich lege die Weinschenke Zeugnis ab vom Freizeitverhalten der dörflichen Bevölkerung im 19. Jahrhundert — und sie erlaube Rückschlüsse auf die damaligen Arbeits- und Produktionsverhältnisse. Früher war der Komplex wesentlich größer als heute. Es gab noch Nebengebäude, und die Außengastronomie zog sich bis zum heutigen Parkplatz an der Gonellastraße.

Eine idyllische Lage — daneben begannen Felder. Das gesellschaftliche Leben im Lank der Bismarckzeit hatte somit zwei Mittelpunkte: Die Stephanuskirche und die benachbarte Weinschenke. Dort feierte man nach dem Kirchgang bei reichlich Bier und Wein. Unter den Gebäuden erstrecken sich ausgedehnte Weinkeller, in denen die edler Tropfen in großen Fässern lagerten und auf Flaschen gezogen wurden. Natürlich gehörte auch eine Küche zu dem Komplex. In den Sälen wurden große Feiern abgehalten, ein Teil des Mobiliars (inklusive Kaiser-Wilhelm-Büste) existiert noch. Bei Neu- und Umbauten sollte diese Geschichte im Auge behalten werden. "Das erfordert die Kreativität des Architekten", so Lutum. Sollte die Weinschenke nicht mehr als Lokal genutzt werden, wäre aus denkmalschutzrechtlichen Gründen beispielsweise auch eine Tanzschule in einem der Säle als neue Nutzung denkbar. Der Eigentümer kündigte nach Auszug des Gastronomen der Stadt gegenüber eine "Interimslösung" an.

Kulturausschussvorsitzender Franz-Josef Radmacher (CDU, auch Vorsitzender des Lanker Heimatkreises) unterstrich, dass man die Entwicklung im Ort mit Sorge sehe: "Das Lokal hat eine große Bedeutung für den Marktplatz."

(RP/rl)
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