Meerbusch Die Zukunft der Böhlersiedlung
Meerbusch · Morgen kommen Planungs-, Sozial-, Jugendhilfeausschuss und Integrationsrat zu einer Sondersitzung über die weitere Entwicklung der Büdericher Böhlersiedlung zusammen. Der Plan enthält "politischen Sprengstoff".
Die Wohnungsgesellschaft GWH hat mit der Büdericher Böhlersiedlung große Pläne. Stichwort "Verdichtung": Bis zu 110 Wohnungen wollen die Hessen an sechs Standorten neu errichten lassen. Plus ein Familienzentrum mit Kindergarten. Morgen kommt das Konzept der Gesellschaft erstmals in die Politik – in einer gemeinsamen Sitzung diskutieren drei Ausschüsse und der Integrationsrat in der Aula des Mataré-Gymnasiums (ab 17 Uhr). Es kündigt sich ein historischer Tag für die ehemalige Werkssiedlung mit ihren rund 3000 Bewohnern an.
Die öffentliche Sitzung verspricht auch deswegen interessant zu werden, weil der Plan "politischen Sprengstoff" enthält: Und zwar in Form von Bebauung im Bestand und 220 neuen Auto-Stellflächen, die Widerstand bei den Grünen hervorrufen könnten.
Die Idee der GWH-Planer ist simpel: Heruntergekommene Garagenhöfe sollen abgerissen und mit Mehrfamilienhäusern bebaut werden. Auch der große Parkplatz am Abenteuerspielplatz könnte so zum Teil überbaut werden. Die Autos verschwinden in Tiefgaragen und mehrstöckigen Parkdecks. Das größte Parkhaus könnte zwischen Frankenweg und Neusser Straße in der Nähe des Abenteuerspielplatzes entstehen: Es soll drei Stockwerke hoch sein und Platz für 130 Autos bieten. Es wäre die größte Parkgarage Meerbuschs. 32 alte Garagen würden dafür wegfallen.
Ein weiteres Parkdeck (mit Wohnhäusern) ist Am Kirschendriesch geplant (54 Plätze). Insgesamt soll sich die Zahl der privaten und öffentlichen Parkplätze in der Siedlung laut GWH-Entwurf von aktuell 830 auf 1050 erhöhen. Der Planer spricht von einer "städtebaulich vertretbaren Optimierung des Stellplatzangebots".
Nach Angaben des planenden Architekten gibt es in der Böhlersiedlung 810 Wohnungen. Nach Umsetzung der Neubauten würde diese Zahl um 110 auf 920 steigen. Für Meerbuscher Dimensionen ist das eine ganze Menge. Zum Vergleich: In Meerbuschs größtem Neubaugebiet, der Osterather Ostara-Fläche, sind nördlich des künftigen Frischemarkts etwa 220 Wohneinheiten geplant – dort wird allerdings nicht im Bestand gebaut, sondern auf einer Brachfläche.
Die Entscheidung, ob und wie viel in der Böhlersiedlung neu errichtet wird, liegt bei der Politik. Bislang haben die Aktivitäten der GWH (Renovierungen, Information der Mieter, Anbringen eines riesigen Wandbildes) einen sehr positiven Eindruck in der Politik hinterlassen – gerade auch im Vergleich mit dem eher desinteressierten Verhalten des Vorbesitzers.
Die Siedlung steht unter dem Schutz der so genannten Sozialcharta: Altmieter zahlen oft Mini-Mieten um vier Euro pro Quadratmeter. Die GWH will nun Familien, Singles und auch Besserverdiener als Mieter gewinnen und so für eine "soziale Durchmischung" der Siedlung sorgen.