Meerbusch Dr. Anselm Faust urteilt über Hugo Recken

Meerbusch · Osterath Der Meerbuscher Historiker Lothar Klouten hat sich in seiner Einschätzung über die politische Gesinnung des früheren Osterather Bürgermeisters Hugo Recken bei einem prominenten Kollegen rückversichert. Dr. Anselm Faust – unter anderem Autor des Buches "Reichskristallnacht im Rheinland" – urteilte über die Rolle Reckens im Dritten Reich: "Wer seit 1933 NSDAP-Mitglied und von 1934 bis 1945 Bürgermeister einer Gemeinde war, muss als aktiver Nationalsozialist angesehen werden; hätte er Vorbehalte gehabt und gezeigt, hätte er sein Amt sehr schnell verloren. Auch wenn Recken nur ein ,kleiner Täter' gewesen sein sollte, hat er doch das nationalsozialistische Unrechtsregime aus freien Stücken gestützt."

Heiko Hensell, Enkel von Hugo Recken, begrüßt grundsätzlich das Bemühen, über das gesellschaftliche Leben in der Gemeinde Osterath zu Zeiten des Nationalsozialismus zu recherchieren. Er beklagt jedoch, dass niemand aus Reihen der Historiker die Gelegenheit nutze, mit Zeitzeugen zu sprechen. "Diese Chance ist irgendwann vertan und nicht mehr nachholbar", sagt er.

Er wisse von Osterathern, dass sein Opa Hugo Recken bei der Fronleichnamsprozession der katholischen Gemeinde an prominenter Stelle mitgezogen sei. "Für einen überzeugten Nazi eher unwahrscheinlich", kommentierte Hensell. Kaum ins Bild passe auch, dass Hugo Recken seine Tochter ("meine Mutter") auf ein bischöfliches Gymnasium geschickt habe. Die Nähe zur Kirche sei den Nazis doch ein Dorn im Auge gewesen. "Das muss man nicht groß erklären, das weiß doch jeder, der im Geschichtsunterricht aufgepasst hat", sagt Hensell.

Entlastende Momente hat auch Stadtarchivar Michael Regenbrecht zusammengetragen. So habe Recken bei seiner Amtseinführung keineswegs auf den Rückhalt der NSDAP-Vertreter bauen können, recherchiert er.

Gestern Abend befasste sich der Ältestenrat der Stadt mit der Frage, ob ein Gutachter Reckens Rolle im Dritten Reich erforschen solle und ob gegebenenfalls die Hugo-Recken-Straße in Osterath einen neuen Namen bekommen solle.

(RP)
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