Meerbusch Ehec: Das war ein Albtraum

Meerbusch · Der Büdericher Landwirt Andreas Richter musste einen Großteil seiner Ernte vernichten. Er hat die Aktion mit der Kamera dokumentiert und hofft, dass er aus EU-Töpfen einen Ausgleich bekommt.

 Die Endivien sind überreif. Für Landwirt Andreas Richter aus Büderich waren die vergangenen Wochen ein Albtraum. Aufgrund der "Ehec-Warnungen" muss er nun die Ernte einer ganzen Woche vernichten.

Die Endivien sind überreif. Für Landwirt Andreas Richter aus Büderich waren die vergangenen Wochen ein Albtraum. Aufgrund der "Ehec-Warnungen" muss er nun die Ernte einer ganzen Woche vernichten.

Foto: Ulli Dackweiler/Archiv

"Die Wochen waren eine Katastrophe. Uns ist komplett der Umsatz weggebrochen", sagt Landwirt Andreas Richter (32) und lässt den Mulcher runter. Die Endivien sind überreif. Auch wenn noch Nachfrage bestehen würde, könnten sie nicht mehr verkauft werden. Schweren Herzens fährt der Büdericher Landwirt mit seinem Traktor an — und zerstört in einer halben Stunde die Salaternte einer ganzen Woche.

Das ist für jeden Landwirt ein Albtraum, der aktuell natürlich seinen Grund hatte. Die Entwarnung kommt für ihn zu spät. Mit dem kursierenden Ehec-Bakterium ist in Deutschland aus Angst vor einer Ansteckung die Nachfrage nach frischem Salat eingebrochen. Die Großhändler kaufen den Bauern ihre Ware nicht mehr in vollem Umfang ab. "Ich habe nur knapp 30 Prozent meiner Salate verkauft", sagt Landwirt Andreas Richter.

Auf rund 20 Hektar hat der gelernte Gärtnereimeister Endivien-, Lollo Bionda- und Kraussalat angepflanzt. 100 000 Köpfe hat er bereits vernichtet, wöchentlich kommen mehr dazu. "Pro Woche vernichte ich damit einen Umsatz von bis 6000 Euro", sagt Andreas Richter.

Besonders bitter sei dabei: Aufgrund der Trockenheit der letzten sechs Wochen hat der Landwirt noch kostenintensiv bewässern müssen. In einem Erntejahr gebe es zwar immer "Hochs und Tiefs", diesen Einbruch hat Andreas Richter aber noch nie erlebt. "Dabei sind unsere Waren geprüft und eindeutig sauber", sagt Andreas Richter. Mit dem Großhändler Landgard und dem Lebensmittelunternehmen Bonduelle hat der Meerbuscher seine Verträge. Das Qualitätsmanagement der Firmen sähe vor, dass spätestens alle drei Wochen die Ware auf den Feldern geprüft würde. "Bei uns ist alles keimfrei", sagt Andreas Richter. Das habe er schriftlich.

Drei Saisonarbeiter beschäftigt der Büdericher Landwirt normalerweise, einen davon hat er vor zwei Wochen in den Urlaub geschickt. "Am Pfingstmontag kommt er wieder", so Richter. Die Hoffnungen ruhen nun auf den kommenden Wochen. Neben den drei Salatsorten hat der Landwirt noch Kohl, Sellerie und Stangenbohnen im Angebot. Dieses Gemüse ist bald erntereif. Doch schon jetzt wird es finanziell eng. "Wir finanzieren ja alles vor", sagt Andreas Richter.

"Und jetzt kommen wir in den Bereich, da geht es ans Eingemachte." Ein weiteres Licht am dunklen Horizont sieht Andreas Richter in Brüssel, das Vertrauen ruht auf der EU. "Wir sind da völlig unverschuldet hineingeraten, nun hat die Politik die Pflicht, uns zu helfen." Fein säuberlich dokumentiert Andreas Richter mit der Fotokamera das Resultat seiner Salatvernichtung.

"Damit ich im Fall von Entschädigungszahlungen alles belegen kann", sagt Richter. Pfingsten gibt es für den Büdericher Schützen aber einen zweitägigen Vernichtungsstopp. "Am Sonntag und Montag bin ich dabei", so der Landwirt. "Dann trinke ich erstmal ein paar Bier."

(RP/rl)
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