Meerbusch Einbürgern hat Konjunktur

Meerbusch · Die Zahl der Einbürgerungen ist in Meerbusch im vergangenen Jahr um 86 Prozent gestiegen. Das frühere Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik stellt jetzt die aktuellen Entwicklungen vor.

Die Zahl der Einbürgerungen hat in Meerbusch im Vergleich zum Vorjahr rapide zugenommen. Mit einem Zuwachs von 86 Prozent liegt die Kommune an der Spitze der Statistik im Rhein-Kreis Neuss, in dem insgesamt nur ein Plus von zwei Prozent zu verzeichnen ist. Im Landesdurchschnitt gab es 4,2 Prozent mehr Menschen, die die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen haben. Exakt waren das 29 357 Männer und Frauen. Das teilte das frühere Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (heute IT.NRW) mit.

Ingrid Maas, stellvertretende Vorsitzende des Meerbuscher Integrationsrats, sieht für die Entwicklung mehrere Gründe. "Die Stimmung unter den Ausländern ist positiv", findet die Juristin, die sich auch beruflich seit Jahrzehnten um die Belange der Integration kümmert. Ferner sei die Einbürgerung von Familienangehörigen einfacher geworden. Manche entschieden sich auch dafür, den deutschen Pass zu beantragen, weil sie dann auf dem Arbeitsmarkt bessere Chancen hätten. Außerdem habe das für die Betroffenen den nicht unwichtigen Nebeneffekt, dass sie im Falle des Verlusts ihrer Arbeitsstelle und eines eventuellen Bezugs von Hartz-IV-Leistungen nicht mehr abgeschoben werden könnten. "Die Gründe, warum sich jemand für die deutsche Staatsbürgerschaft entscheidet sind sehr vielfältig", berichtet die Chefin der Meerbuscher Grünen. Wer einen deutschen Ehepartner habe und Kinder, die in Deutschland geboren und deshalb ebenfalls Deutsche seien, nehme oft auch die deutsche Staatsbürgerschaft an. "Das nennen wir verfestigten Aufenthalt", erklärt die Juristin. Andere Nationalitäten wie Marokkaner oder Iraner behielten ihre ursprüngliche Nationalität auch, wenn sie einen deutschen Pass bekämen. "Sie müssen sich also nicht zwischen alter und neuer Nationalität entscheiden." Ihr Fazit: Die Integration sei auf dem richtigen Weg und die gestiegene Zahl der Einbürgerungen ein Beleg dafür.

Das sieht Hayrettin Polat aus Nierst anders. Eine gelungene Integration lasse sich nicht an einem Dokument festmachen. "Wer zum Beispiel 50 Jahre in Deutschland lebt, ist kein Ausländer mehr, egal mit welchem Pass", sagt der türkische Vorsitzende des Meerbuscher Integrationsrats. Für ihn gebe es andere Indizien für gelungene Integration. Es seien ganz praktische Merkmale wie etwa ein freundliches Zusammenleben mit den Nachbarn.

Laut IT.NRW gehörten die im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen eingebürgerten Personen zum größten Teil (27,1 Prozent) der Altersgruppe "30 bis 39 Jahre" an. Weitere 26,7 Prozent waren zwischen 10 und 19 Jahren und 21,9 Prozent zwischen 20 und 29 Jahren alt. Damit waren mehr als drei Viertel (75,7 Prozent) der Eingebürgerten zwischen zehn und 39 Jahren alt. 2010 war dieser Anteil mit 76,3 Prozent ähnlich hoch. 41,7 Prozent aller Eingebürgerten lebten zum Zeitpunkt der Übernahme der deutschen Staatsbürgerschaft in 2011 bereits seit mindestens 15 Jahren in Deutschland; weitere 47,5 Prozent konnten auf eine Aufenthaltsdauer von acht bis 14 Jahren zurückblicken.

Vergangenes Jahr besaßen 10 169 Personen vor der Einbürgerung die türkische Staatsangehörigkeit. Auf den weiteren Plätzen folgten Einbürgerungen von Personen mit vormals irakischem (1647) und marokkanischem (1506) Pass.

(RP)
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