Meerbusch Eklat im Hildegundis-Pfarrgemeinderat

Meerbusch · Pfarrer Norbert Viertel hat am Dienstagabend einem gewählten Mitglied des Pfarrgemeinderates die Teilnahme an der Sitzung versagt und ihn zum Amtsverzicht aufgefordert. Dieses Verhalten ist durch die Satzung nicht gedeckt.

 Pfarrer Norbert Viertel einem langjährigen Pfarrgemeinderatsmitglied die Teilnahme an der Sitzung.

Pfarrer Norbert Viertel einem langjährigen Pfarrgemeinderatsmitglied die Teilnahme an der Sitzung.

Foto: UD

Aufruhr in der mit rund 15 000 Katholiken größten Pfarrgemeinde Meerbuschs: Am Dienstagabend verweigerte Pfarrer Norbert Viertel in Hildegundis von Meer dem langjährigen Pfarrgemeinderatsmitglied Hubert Kräling die Teilnahme an der Sitzung. "Pfarrer Viertel teilte mir mit, er wünsche nicht, dass ich an der Sitzung teilnehme", erklärte Kräling auf Anfrage. Dies habe Viertel zweimal wiederholt. "Ich habe erwidert, dass ich gewähltes Mitglied des Pfarrgemeinderates bin und deshalb das Recht habe, an der Sitzung teilzunehmen — und den Pfarrer gefragt, ob er von seinem Hausrecht Gebrauch machen will." Dies habe Viertel bejaht, berichteten Teilnehmer der Sitzung übereinstimmend. Kräling ist daraufhin gegangen. Pfarrer Viertel war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Mit dem Rausschmiss hat der Pfarrer gegen die Satzung für Pfarrgemeinderäte (PGR) im Bistum Aachen verstoßen. Auch ein Pfarrer darf nicht ein demokratisch legitimiertes Mitglied des Pfarrgemeinderates von Sitzungen ausschließen. Bei Vorliegen von schwerwiegenden Gründen — Viertel wirft Kräling "illoyales Verhalten" vor — kann ein Mitglied aus dem Pfarrgemeinderat ausgeschlossen werden, aber laut Satzung erst, nachdem die Schiedsstelle des Bistums den Betroffenen gehört hat.

Der Pfarrer hatte zu der nicht-öffentlich tagenden Sitzung eingeladen, weil zuvor der gesamte Laien-Vorstand des Pfarrgemeinderates zurückgetreten war. Der bisherige Vorsitzende war aus dem Pfarrgemeinderat ausgetreten. Am Dienstagabend sollte darüber beraten werden, ob weitergearbeitet wird oder sich das Gremium auflöst und es zu vorzeitigen Neuwahlen kommt. "Der Pfarrgemeinderat hat entschieden, dass er bis zum Ende der Legislaturperiode im November weiter zusammen arbeiten will", erklärte gestern PGR-Mitglied Gerd Meyer. Ein neuer Vorstand wurde nicht gewählt; stattdessen wurde ein zweiköpfiges Sprecher-Team gebildet, bestehend aus Meyer und Stefanie Mertens. Ob die künftigen Sitzungen ebenfalls unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, konnte Meyer gestern nicht sagen: "Das wird von Fall zu Fall entschieden."

In Abwesenheit Krälings fasste der Pfarrgemeinderat mehrheitlich den Beschluss, ihm nahezulegen, sein Amt mit sofortiger Wirkung aufzugeben. "Dieser Beschluss fiel mit elf Ja-Stimmen, vier Nein-Stimmen und einer Enthaltung", berichtete Meyer.

"Ich werde mein Amt nicht aufgeben", kündigte Kräling gestern an. "Ich bin nicht dem Pfarrer gegenüber zur Loyalität verpflichtet, sondern denen, die mich gewählt haben." In Bösinghoven, der Heimatpfarrei Krälings, sorgte die Nachricht gestern für Bestürzung. Elisabeth Jatzkowski vom Leitungsteam der Katholischen Frauengemeinschaft Ossum: "Es ist ungeheuerlich, dass man so einem Mann den Stuhl vor die Tür stellt."

(RP/ac/ila/jco)
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