Meerbusch Eltern packen's gemeinsam

Meerbusch · In Zeiten knapper Kassen steigt die Bedeutung von Fördervereinen für Schulen und Kitas. Das Beispiel des wohlhabenden Meerbusch zeigt, dass durch Eltern-Engagement erstaunlich viel möglich ist.

 Bei der Arbeit am Pfahlhaus im Hof des Montessori-Kinderhauses: Trägerverein-Vorstandsmitglied Britta Baukenkrodt, Bau-Experte Michael Raff (m.) und Christophe Guldner.

Bei der Arbeit am Pfahlhaus im Hof des Montessori-Kinderhauses: Trägerverein-Vorstandsmitglied Britta Baukenkrodt, Bau-Experte Michael Raff (m.) und Christophe Guldner.

Foto: Ulli Dackweiler

Drei Tage lang haben Eltern im Hof des Büdericher Montessori-Kinderhauses gehämmert, gesägt und geschliffen. Dann war ein stabiles "Abenteuerhaus" aus Robinie, Eiche und Lärche fertig, das in Meerbusch seinesgleichen sucht: eine auf massiven Pfählen stehende Spiellandschaft mit drei Ebenen und einer Seilbrücke. Kein beliebiges Spielgerät "von der Stange", sondern eine höchst individuelle, an den Zuschnitt des Hofs und die Wünsche der privaten Kita angepasste Konstruktion, die auch als Requisit gut in einen Hollywood-Piratenfilm hineinpassen würde. Futter für die Fantasie der Kleinen, an einer Stelle, wo zuvor eine oft matschige Wiese lag. Die Kosten betragen rund 12 000 Euro. Etwa die Hälfte übernimmt der Kita-Trägerverein, der Rest kommt aus öffentlichen Mitteln im Zuge des Kita-Umbaus für mehr U3-Plätze. Die Eltern bauten das Haus selbst, unter Aufsicht von Michael Raff von der Brüggener Firma Kinder-Träume.

Vom finanziellen und tatkräftigen Engagement der Fördervereine von Meerbuscher Schulen und Kitas können andere Städte nur träumen. Besonders profitieren naturgemäß die großen Einrichtungen: So hat der Förderverein des Meerbusch-Gymnasiums seit seiner Gründung 1968 nach eigenen Angaben rund 600 000 Euro in Projekte des heute in Strümp ansässigen Gymnasiums investiert. Der Förderverein des Büdericher Mataré-Gymnasiums steckte erst im März 13 000 Euro in neue "High-Tech-Räume", in denen es auch eine elektronische Tafel gibt (7000 Euro kamen aus öffentlichen Mitteln).

Nur mit Mitgliedsbeiträgen sind solche Ausgaben nicht zu stemmen. Diese liegen bei den beiden Gymnasien bei lediglich (mindestens) 15/25 Euro pro Jahr, bei der Gesamtschule sogar nur bei mindestens zehn Euro. Die Vereine sind daher auf Spenden und Geld aus Veranstaltungen angewiesen. Ein Großteil des Betrags, der in die Mataré-Räume floss, stammt beispielsweise aus den Einnahmen der Mataré-"Lesenacht".

Ob Eltern sich auch selbst um die Renovierung von Schulräumen kümmern sollen, ist umstritten. Hauptschulleiterin Ulrike Attenberger sieht das kritisch, da Eltern — anders als Fachfirmen — nun mal keine Gewährleistung übernähmen, wenn etwa ein Anstrich nicht fachgerecht ausgeführt werde. Im Mataré-Gymnasium waren dagegen im November rund 350 Väter, Mütter, Lehrer und Oberstufenschüler mit Farbe und Rollen unterwegs und "verschönerten" die Klassenräume.

Abenteuerhaus-Experte Michael Raff war mit der Arbeit der zehn Kinderhaus-Eltern hoch zufrieden: "Die Bauzeit von lediglich drei Tagen hat gezeigt, dass die Beteiligten schon wissen, wie man mit einem Hammer umgeht". "Es ist toll, was für eine Stimmung entsteht, wenn Eltern sich zusammentun, um etwas für ihre Kinder aufzubauen", fügt Mutter Ruth Kirchmann hinzu.

(RP)
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