Meerbusch Erneut Querelen in Hildegundis-Pfarrei

Meerbusch · Am Dienstagabend ist der gesamte Laien-Vorstand des Pfarrgemeinderats der Gemeinde Hildegundis von Meer zurückgetreten. Der bisherige Vorsitzende, Thomas Stelzer-Rothe, will bei einer Neuwahl nicht mehr kandidieren

 Norbert Viertel ist Pfarrer der Hildegundis-Pfarrei.

Norbert Viertel ist Pfarrer der Hildegundis-Pfarrei.

Foto: Dackweiler

Die Jahreshauptversammlung der KAB St. Stephanus heute Abend ab 19.30 Uhr im Pfarrzentrum an der Gonella-Straße in Lank-Latum dürfte für viele Mitglieder der Pfarrei Hildegundis von Meer eine besonders spannende Veranstaltung werden. Tagesordnungspunkt 10 heißt nämlich: "Präses Norbert Viertel berichtet aus der Pfarre".

In der haben sich am Dienstagabend Dinge ereignet, die es so bisher in der katholischen Pfarrgemeinde nicht gegeben hat: Der gesamte Vorstand des Pfarrgemeinderates ist zurückgetreten. Die Entscheidung fiel im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung, in der ersten Etage des Lanker Pfarrzentrums.

Gegen 19.40 Uhr überbrachte Pfarrer Viertel den Menschen vor dem Pfarrzentrum, die am öffentlichen Teil der Sitzung teilnehmen wollten, die Nachricht. Zuvor hatte der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, Thomas Stelzer-Rother, eine Rücktrittserklärung im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung verlesen und das Pfarrzentrum verlassen. "Herr Viertel erklärte, wegen des Rücktritts des Gesamtvorstandes werde es an diesem Abend keinen öffentlichen Sitzungsteil geben", berichtet ein Mitglied der Pfarrgemeinde. Gründe für den Rücktritt habe der Pfarrer nicht genannt. Im Bistum Aachen war der Vorfall gestern noch nicht bekannt. Pfarrer Viertel war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Max Tjaben-Stevens, eines der vier Vorstandsmitglieder des Pfarrgemeinderates, bestätigte gestern auf Anfrage, dass der gesamte Vorstand zurückgetreten ist. Warum trat er persönlich zurück? "Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass es der Gemeinde nicht guttut, so etwas über die Zeitung kundzutun", sagte Tjaben-Stevens. Der bisherige Pfarrgemeinderatsvorsitzende kündigte für heute eine Erklärung des zurückgetretenen Vorstandes an.

Wie geht es jetzt weiter? In der Satzung der Pfarrgemeinderäte ist das weitere Vorgehen nicht genauer geregelt. "Einen solchen Fall sieht die Satzung nicht vor, da gibt es keine explizite Aussage zu", erklärt Rolf-Peter Cremer, Leiter der Hauptabteilung Pastoral, Schule und Bildung. "Es entspricht aber der Normalität, dass bei der nächsten Sitzung neu gewählt werden muss." Dies sieht die Satzung beispielsweise für den Fall vor, dass der Vorstand abgewählt wird. Dort heißt es: "Gewählte Vorstandsmitglieder können mit Zweidrittel-Mehrheit der Mitglieder des Pfarrgemeinderates abgewählt werden. In der nächsten Sitzung, die der ... Vorsitzende — soweit nicht selbst betroffen, sonst ein nicht betroffenes Vorstandsmitglied — innerhalb von vier Wochen einzuberufen hat, hat die Nachwahl zu erfolgen. Für den Fall, dass alle gewählten Vorstandsmitglieder abgewählt worden sind, beruft der Pfarrer die Sitzung ein und leitet sie."

In Meerbusch könnte das schwierig werden, denn Pfarrer Viertel hatte nach Informationen unserer Zeitung angekündigt, dass weder er noch andere Mitglieder des Pastoralteams an künftigen Sitzungen des Pfarrgemeinderates teilnehmen werden — und dies mit einem zerrütteten Vertrauensverhältnis zu einem Pfarrgemeinderatsmitglied begründet. Im September vergangenen Jahres hatte der Pfarrer Hubert Kräling zum Ruhenlassen seines Mandates aufgefordert; der lehnte ab. "Dazu fühle ich mich als demokratisch gewähltes Mitglied des Pfarrgemeinderates verpflichtet. Ich lasse mein Amt nicht ruhen und werde auch weiterhin an den Sitzungen des Pfarrgemeinderates teilnehmen", erklärte Kräling damals.

In der Vergangenheit hatten mehrfach Mitglieder der Pfarrei erklärt, sie würden mit ihren Anliegen nicht gehört. Mehr als zwei Dutzend Ehrenamtliche gaben ihre Ämter auf — oder das Pastoralteam verlängerte ihre Amtszeit nicht. Der Aachener Domkapitular Heiner Schmitz hatte im August Pfarrer Viertel in einem Brief den Rücken gestärkt — das Bistum sehe die geforderte Transparenz als gegeben an.

"Mir erscheint es wahrscheinlicher, dass der Pfarrgemeinderat aufgelöst wird, als dass ein neuer Vorstand gewählt wird", erklärte Stelzer-Rothe gestern und betonte: "Das ist aber nur ein Bauchgefühl." Regulär stünden im Oktober Neuwahlen des Pfarrgemeinderates an.

(RP)
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