Meerbusch "Es geht um den Erhalt unserer Heimat"

Meerbusch · Interview Karsten Weigmann von der "Initiative gegen den Doppelkonverter Osterath" über die befürchteten Nachteile der Großanlage, die bisherige Haltung der Stadt Meerbusch und das weitere Vorgehen der Bürgerinitiative.

Welche Nachteile befürchten Sie genau durch den Bau einer doppelten Konverterstation für die Anwohner?

Weigmann Eine lange Liste von Nachteilen, unter anderem Gesundheitsrisiken, Angst vor Gefahrenpotenzialen der Anlage, Lärmbelästigung, Schlafstörungen, stärkere elektromagnetische Felder, Wertverminderung von Immobilieneigentum. Um nur die wichtigsten Sachen zu nennen.

Der Netzbetreiber Amprion hat erklärt, es gebe zum Standort Osterath keine Alternative.

Weigmann Das Umspannwerk ist ein Knotenpunkt, an dem Drehstrom ankommt, unter anderem auch aus dem Braunkohlerevier. Der soll mit auf die Stromautobahn. Aber: Es gibt immer Alternativen. Osterath ist grundsätzlich eine von verschiedenen Möglichkeiten. Da müssen die Netzplaner sich mal intensiv Gedanken machen. Die Eingangsdaten solcher Entscheidungen sind zwar komplex aber im Fall von Osterath muss man nach Alternativen suchen. Die Auswirkungen für den Ort und die Bevölkerung wären einfach zu gravierend. Da muss eine Güterabwägung stattfinden. Und zwar zwischen den wirtschaftlichen Interessen von Stromriesen und dem Erhalt von Gesundheit und Lebensqualität. Es geht auch um den Erhalt unserer Heimat, wie wir sie kennen und lieben.

Sie waren früher bei einem Energiekonzern. Wie muss man sich so eine Anlage vorstellen? Amprion erwähnt eine 200 x 100 Meter große Halle von 20 Meter Höhe...

Weigmann Es gibt keine vergleichbaren Anlagen dieser Größe und Technik weit und breit. In Europa hat sich meines Wissens noch keine demokratische Regierung getraut, eine Anlage dieser Größe in die Nähe eines Wohngebietes zu bauen. Ein Beispiel ist aus China bekannt, wo offenbar 6000 Megawatt Leistung konvertiert werden. Bei Rostock gibt es etwas sehr viel kleineres in sehr ländlicher Lage . Sonst ist mir nichts bekannt. Die Größe der Halle hängt unter anderem von der Spannung in der Anlage ab. Neben der Halle sind aber auch Außenanlagen mit weiteren Hochspannungsanlagen nötig, die unter anderem großflächig plan sind und gegebenenfalls zubetoniert werden. Nach meiner Kenntnis geht es Amprion in Osterath um wenigstens 100 000 Quadratmetern zu erwerbende Projektfläche. Das Gelände könnte umzäunt und mit Flutlicht ausgestattet werden.

Welche Unterstützung erhoffen Sie sich jetzt von der Stadt Meerbusch?

Weigmann Bis jetzt hat Bürgermeister Dieter Spindler die Osterather im Endeffekt im Regen stehen lassen. Mit den "Bordmitteln" der Verwaltung allein werden wir kaum Erfolg haben können. Zeit ist der kritische Faktor, deshalb reicht uns auch nicht aus, dass der Bürgermeister angekündigt hat, in der nächsten Ratssitzung den Doppelkonverter zum Thema zu machen. Die Ratspolitiker sollten per Eilentscheidung – also sofort – die Verwaltung zur Beauftragung externer Rechtsberatung ermächtigen.

Sie empfehlen, dass die Osterather Bürger ihren Einwand individuell geltend machen. Warum kein Musterschreiben?

Weigmann Uns ist geraten worden, individuelle Anschreiben zu machen. Die betroffenen Bürger sollten ihre persönliche Situation schildern. Aber wenn sich eine direkte Nachbarschaft in Osterath zu einem kleinen Musterschreiben zusammenfindet, ist das natürlich auch gut.

Wie macht die neu gegründete Bürgerinitiative denn jetzt weiter?

Weigmann Wir beraten uns am Montag mit einer größeren Kanzlei in Düsseldorf, die sich auf dem Gebiet der Projektabwehr in jeder Hinsicht auskennt. Ich hatte bereits ein aussagefähiges Vorgespräch. Über den aktuellen Stand der Dinge werden wir am Dienstag, 23. Oktober, bei unserer nächsten Versammlung informieren.

Jan Popp-Sewing und Martin Röse führten das Gespräch.

(RP/ila)
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