Meerbusch EU-Plan alarmiert Feuerwehr

Meerbusch · Die Chefs der Feuerwehr in Meerbusch und im Rhein-Kreis laufen Sturm gegen eine mögliche Neuregelung einer EU-Richtlinie, die die Arbeitszeit von Freiwilligen Wehrleuten einschränken würde.

Bei Alarm lassen sie alles stehen und liegen: Neben 16 Hauptamtlern bilden rund 230 Freiwillige Feuerwehrleute das Rückgrat der Meerbuscher Feuerwehr. So gut wie alle von ihnen sind berufstätig. Das könnte nun zum Problem werden. Die EU-Kommission hat in einer Mitteilung angedeutet, dass ehrenamtliche Tätigkeiten wie etwa Feuerwehr- oder Fußballtrainerarbeit unter die EU-Arbeitszeitrichtlinie fallen könnten. Konkret heißt dass: Freiwillige Wehrleute mit 40-Stunden-Woche dürften dann nur acht Stunden pro Woche Löschen und Leben retten, denn europaweit gilt die 48 Stunden Begrenzung der wöchentlichen Arbeitszeit. Außerdem müssten sie nach jedem Einsatz elf Stunden Ruhezeit einhalten, bevor sie wieder arbeiten dürfen. Zurzeit diskutieren Europäischer Arbeitgeberverband und Gewerkschaftsbund über die Neuregelung der Richtlinie.

Feuerwehr-Führungen laufen gegen die Idee Sturm. "Soll denn vor jedem Einsatz gefragt werden, wer schon wie viele Stunden gearbeitet hat?", fragt Meerbuschs Feuerwehr-Chef Herbert Derks. Er kann sich nicht vorstellen, dass Arbeitgeber es akzeptieren, wenn Mitarbeiter nach nächtlichen Löscheinsätzen (und der korrekten Einhaltung der Ruhezeit) regelmäßig erst mittags im Büro erscheinen.

Der Kreisfeuerwehrverband hält das flächendeckende Gefahrenabwehrsystem im Rhein-Kreis für gefährdet, wenn die flexiblen Arbeitszeitsysteme der Freiwilligen Feuerwehren eingeschränkt werden. Letzten Endes drohe das Ende der Freiwilligen Feuerwehren, warnte der Verband gestern in einer Pressemitteilung. "Eine solche Richtlinie müsste dann eine massive Aufstockung des Haupt- und Ehrenamtes nach sich ziehen, damit personelle Ausfälle durch die Beachtung der Arbeitszeitregelung aufgefangen werden. Und da die Mitgliedergewinnung im Bereich der Freiwilligen fast ausgereizt ist, kämen auf die Städte und Gemeinden hier immense Summen durch hauptamtliches Personal hinzu", erklärte der stellvertretende Kreisbrandmeister Stefan Meuter. Er sieht jetzt die Städte und Gemeinden "und vor allem die Politik" am Zug.

Die Verunsicherung der Feuerwehren hat auch Brüssel erreicht. "Das ehrenamtliche Engagement darf nicht dadurch gefährdet werden, dass gesetzliche Regelungen die ehrenamtlichen Tätigkeiten erschweren oder gar unmöglich machen", erklärte der Vorsitzende der CSU-Gruppe im Europäischen Parlament, Markus Ferber. Er ist sicher: "Die Ausdehnung der EU-Arbeitszeitrichtlinie auf ehrenamtliche Tätigkeiten spielt bei den laufenden Verhandlungen keine Rolle und wird auch nicht kommen".

(RP)
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