Meerbusch Gelbe Karte für Impfmuffel

Meerbusch · Ärzten bereiten erwachsene Impfmuffel zunehmend Sorgen: Längst ist die kritische Marke erreicht, so dass sich Epidemien in Meerbusch leicht ausbreiten können. Erwachsene können sich jetzt gratis impfen lassen.

 Ulrich Stamm, Adel Badiian, Nicole Rosenfeld, Gregor Schweflinghaus und Markus Groteguth rufen die Meerbuscher zu den Montag beginnenden Impfwochen auf. Auch wer seinen gelben Impfpass verlegt oder verloren hat, kann sich trotzdem gratis impfen lassen.

Ulrich Stamm, Adel Badiian, Nicole Rosenfeld, Gregor Schweflinghaus und Markus Groteguth rufen die Meerbuscher zu den Montag beginnenden Impfwochen auf. Auch wer seinen gelben Impfpass verlegt oder verloren hat, kann sich trotzdem gratis impfen lassen.

Foto: Ulli Dackweiler

Das Szenario erinnert an einen zweitklassigen Privat-TV-Schocker: Eine Masernerkrankung weitet sich zur Epidemie aus. 95 Menschen erkranken so stark, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Drei schaffen es nicht. Sie sterben. An handelsüblichen Masern.

Doch der Vorfall ist Realität, er ereignete sich vor wenigen Jahren wenige Kilometer von Meerbusch entfernt in Duisburg.

Grund: Immer mehr Leute lassen ihre Impfungen schleifen — aus Bequemlichkeit oder Vergesslichkeit. Dabei waren es gerade die Impfungen, die beispielsweise die Kinderlähmung in Deutschland ausrotteten. "Um die Bevölkerung vor Epidemien zu schützen, sollten 70 Prozent über einen Impfschutz verfügen", erklärt Apotheker Ulrich Stamm von der Teloy-Apotheke in Lank-Latum.

Studie: Beklemmende Ergebnisse

Eine Studie zeigt: Bei vielen Krankheiten liegt die Quote in Deutschland deutlich darunter. Nach Einschätzung Meerbuscher Ärzte sind die Zahlen auf Meerbusch übertragbar. Demnach haben im Schnitt nur 54 Prozent einen Impfschutz gegen Diphtherie, gegen Kinderlähmung sind gerade mal 31 Prozent geimpft, gegen Keuchhusten nicht mal 16 Prozent.

"Bei Impfungen geht es nicht nur um die eigene Vorsorge. Es geht auch um die Verantwortung anderen gegenüber", mahnt Internistin Nicole Rosenfeld. "Ein Erwachsener kommt mit Keuchhusten im Normalfall gut klar — für einen Säugling kann die Krankheit aber lebensbedrohlich sein." Zudem sind die Abwehrkräfte von chronisch Kranken geschwächt. Allgemeinmediziner Markus Groteguth räumt mit Halbwissen auf: "Viele glauben, wer einmal Röteln hatte, sei vor einer Infektion ein Leben lang geschützt. Das stimmt aber nicht." Erkrankt eine Frau während der Schwangerschaft an Röteln, kann das Baby behindert auf die Welt kommen.

Zwei Dutzend Meerbuscher Ärzte und sechs Apotheken rufen nun zu Impfwochen auf. Auch wer seinen gelben Impfpass verloren oder verlegt hat, kann sich impfen lassen. "Die wichtigen Impfungen sind alle kostenlos", sagt Stamm. "Die Krankenkasse übernimmt die Kosten." Gespritzt wird ein Mehrfachimpfstoff. Groteguth: "Das ist jetzt einmal ein kleiner Pieks — dann hat man zehn Jahre Ruhe."

(RP)
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