Meerbusch Grabenkämpfe in Pfarrei

Düsseldorf · In der Pfarre Hildegundis von Meer brodelt es: Eine Gruppe engagierter Katholiken aus Lank-Latum, Langst-Kierst, Strümp und Ossum-Bösinghoven will nicht länger schweigen und fordert offene Gespräche.

Felicitas Klein ist eine besonnene Frau. Wenn die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats Hildegundis von Meer jetzt ihr Amt niedergelegt hat, dann nach reiflicher Überlegung. Ihre Gründe wiegen schwer. Sie sei nicht mehr gewillt, sich weiterhin Anschuldigungen der Gemeindeleitung anzuhören. "Ich könnte von Mobbing sprechen", heißt es in ihrem Schreiben an die Kirchengremien und an Pfarrer Norbert Viertel. Sie sei zu der Auffassung gelangt, dass seitens Pfarrer Viertel ihre Mitarbeit im Vorstand des Pfarrgemeinderats schon seit einiger Zeit nicht mehr gewünscht sei, heißt es weiter.

Felicitas Klein ist nicht die einzige, die ihrer Unzufriedenheit Ausdruck verleiht. Ein tiefer Graben scheint die Pfarre Hildegundis von Meer zu zerschneiden, die aus den sechs Gemeinden St. Stephanus Lank-Latum, St. Nikolaus Osterath, St. Franziskus Strümp, St. Pankratius Ossum-Bösinghoven, St. Martin Langst-Kierst und St. Cyriakus Nierst auf Anordnung des Bischofs entstanden ist. Von Zwangsfusion ist noch heute die Rede.

Hinter den Kulissen brodelt es schon länger. So unterzeichneten 469 Katholiken aus Nierst und Ossum-Bösinghoven einen Brief an Bischof Heinrich Mussinghoff. "Heute wenden wir uns wegen eines Problems an Sie, das in den Vikarien St. Pankratius und St. Cyriakus beträchtliche Unruhe, Verärgerung, ja leider auch Verbitterung und Zorn ausgelöst hat." Die Gläubigen äußern sich darin über eine Entscheidung des Pfarrers Norbert Viertel und des Pfarrgemeinderats, die untersagten, dass ein Gastpriester die Christmette in Bösinghoven feiert. Neben Ordenspriestern der Legionäre Christi habe sich auch der Dominikanerpater Manfred Entrich, ehemals stellvertretender Sekretär der deutschen Bischofskonferenz in Bonn, angeboten, berichten sie dem Bischof.

Das sei nur ein Beispiel von vielen, erklärten Michaela Freifrau Heereman, Klaus Mock, Agnes Vossen und andere gestern im RP-Gespräch. Die Kritik richte sich nicht allein gegen Pfarrer Norbert Viertel., sondern auch gegen die Gremien. Die dürften dem Pfarrer nicht immer alles abnicken, Zivilcourage nicht alleine durch Enthaltungen ausdrücken. Von Zielen wie "Einheit in Vielfalt" sei die neue Pfarrei weit entfernt. Sie entwickele sich zu einem zentral gesteuerten Gemeinwesen, in dem jedes Nachfragen schon Anlass für Verdächtigungen biete.

Bisher habe es stets genug Ehrenamtliche gegeben, sagt von Heereman. Wenn das nun anders sei, sollte man darüber nachdenken, warum das so ist. "Wir müssen mehr Öffentlichkeit herstellen und uns einzig an der Sache orientieren", erklärt Mock. Baustellen gebe es genug: Die Haussammlungen der Caritas seien abgeschafft, die Erlöse daraufhin drastisch in den Keller gegangen, die Zahl der Kommunionmessen nicht ausreichend, die Uhrzeiten für die Christmetten ungeeignet, Gastpriester unerwünscht. Willi Dapper, Pfarrer im Ruhestand, sei nur unzureichend eingebunden, Wortgottesdienste mit Kommunion nur in Altenheimen gestattet. Pfarrer Viertel müsse zur ergebnisoffenen Diskussion bereit sein, den Gemeinden mehr Eigenleben gestatten. "Es fällt schwer den Pfarrer öffentlich zu kritisieren, aber es muss sich etwas ändern", sagen Willi Peters, Ulla Spanier, Elisabeth Jatzkowski, Dr. Anton Vossen und andere. Norbert Viertel war gestern telefonisch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

(RP)
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