Meerbusch GWH will Böhlersiedlung

Meerbusch · Die Kasseler gemeinnützige Wohnungsgesellschaft (GWH) hat Interesse an der Büdericher Böhlersiedlung. Corpus Sireo, der aktuelle Eigentümer, bestätigte Verhandlungen "schwerpunktmäßig mit einem Interessenten."

Die Suche nach einem Käufer für die ehemalige Böhlersiedlung in Büderich mit ihren rund 800 Wohnungen scheint von Erfolg gekrönt. Wie die Rheinische Post exklusiv erfuhr, will die hessische Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft (GWH) aus Kassel kaufen. "Wir haben viel Erfahrung mit der Betreuung von Siedlungen", sagt Stefan Bürger, Geschäftsstellenleiter der GWH Kassel.

"Die Entwicklung, mit allen Beteiligten, das heißt Mietern, Politikern und den vor Ort aktiven Institutionen wie Kirchen und Sozialpartnern ist unser Tagesgeschäft", weiß er um Konfliktpotenziale. "Unsere Strategie ist eine andere als die von Corpus Sireo." Die GWH, so berichtet Bürger, betreut Siedlungen etwa im Raum Frankfurt seit mehr als 40 Jahren. "Wir entwickeln Schritt für Schritt. Es geht um die Menschen, die da leben."

Der Eigentümer Corpus Sireo hatte einen neuen Vorstoß am Markt gewagt. "Größere Pakete wie etwa eine ganze Siedlung, gehen nur schwer", erläutert Bernhard Rieksmeier, Managing Director bei Corpus Sireo. "Doch zurzeit steigt die Nachfrage wieder", sagt er optimistisch. Rieksmeier bestätigte lediglich, dass derzeit "schwerpunktmäßig mit einem Interessenten" verhandelt würde.

Die SPD, die sich traditionell für den Erhalt von Optik und Charakter der Siedlung einsetzt, war von den konkreten Plänen überrascht. Sie will im Kulturausschuss am nächsten Dienstag darum bitten, die Siedlung unter Denkmalschutz zu stellen. "Wir suchen einen Weg, den Charakter der Siedlung zu erhalten", so Nicole Niederdellmann-Siemes, stellvertretende Vorsitzende des Kulturausschusses.

Sie sieht in der Unterschutzstellung kein Instrument, um den Verkauf zu verhindern, sondern lediglich für den Erhalt. Vielleicht könne es ja sogar verkaufsfördernd sein, wenn die ehemalige Vorzeigesiedlung denkmalgeschützt ist, argumentiert sie und zitiert Beispiele aus Aachen und dem Ruhrgebiet. Eine Modernisierung der zum Teil renovierungsbedürftigen Häuser würde das nicht ausschließen.

Wer die Siedlung kauft, muss mindestens bis zum nächsten Sommer mit der Veränderungssperre leben. "Diese ist auch noch einmal um weitere zwei Jahre verlängerbar", sagt SPD-Chefin Ilse Niederdellmann. Darüber hinaus gilt die Sozialbindung noch bis zum Jahr 2021.

Das heißt die Mieten (um die 4,40 Euro pro Quadratmeter) dürfen nicht erhöht werden, ehemalige Böhlermitarbeiter haben lebenslanges Wohnrecht. Derzeit wird bei der Stadt an einem Bebauungsplan gearbeitet. Ziel ist es, das Areal als "Gartenstadt" zu erhalten. "Wir wollen nicht, dass das Gebiet verdichtet wird", hatte Planungsdezernent Dr. Just Gérard im Februar gesagt. Lediglich eine vertikale Aufstockung hält er für zuträglich.

(RP/rl)
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