Meerbusch Haus Wellen: Abriss oder Denkmal?

Meerbusch · Eine Änderung des Bebauungsplans in Langst-Kierst hat der Planungsausschuss vorerst vertagt. Der Heimatkreis Lank fordert, die Gaststätte Haus Wellen unter Denkmalschutz zu stellen.

 Karl Wellen und seine Frau Brigitta werden ihren Betrieb im Dezember aufgeben. Ob das Gasthaus abgerissen oder unter Denkmalschutz gestellt wird, entscheidet sich frühestens im November.

Karl Wellen und seine Frau Brigitta werden ihren Betrieb im Dezember aufgeben. Ob das Gasthaus abgerissen oder unter Denkmalschutz gestellt wird, entscheidet sich frühestens im November.

Foto: Ulli Dackweiler

Eigentlich sollte es nur noch eine reine Formalität sein, die den Startschuss des Bauprojektes an der Rheinquerung in Langst-Kierst offiziell besiegeln sollte. Die in Ufernähe liegende Traditionsgaststätte Haus Wellen schließt im Dezember endgültig ihre Pforten und soll zugunsten neuer Wohnbebauung abgerissen werden.

Am Dienstag tagte dazu der Planungsausschuss. Zweiter Punkt auf der Tagesordnung: die dazu erforderliche Änderung des Bebauungsplans. Doch zur Abstimmung sollte es gar nicht erst kommen. Der Heimatkreis Lank bat um ein Eintragungsverfahren, um das Gasthaus unter Denkmalschutz zu stellen.

Bis auf den Aufstellungsbeschluss, den ersten Schritt, um den Bebauungsplan auf den Weg zu bringen, konnten die Ratsmitglieder im Ausschuss nicht viel unternehmen. Die eigentliche Diskussion über den neuen Bebauungsplan musste vertagt werden. In seinem Schreiben weist der Heimatkreis Lank auf die historische Bedeutung der alten Fährbindung und die touristische Attraktivität hin.

Ebenso wie für die älteste Gaststätte auf Langster-Seite, das Haus Tourné, fordern die Mitglieder nun auch für das Haus Wellen den Denkmalschutz. Sowohl die geplanten fünf Einfamilienhäuser als auch die damit verbundene Verbeiterung an der Kreisstraße, seien eine empfindliche Störung des traditionellen Erscheinungsbildes im Ort. Ein Argument, für das der Gaststätten-Eigentümer Karl Wellen kein Verständnis hat: "Das macht absolut keinen Sinn. Das Haus ist alt und marode. Ich kann zwar verstehen, dass man sich für die Tradition im Ort engagiert, aber wir müssen auch weiterdenken."

Außerdem habe sich der Eigentümer über mehr als 1,5 Jahre um einen Nachfolger, der seinen Betrieb weiterführt, bemüht, ohne Erfolg. Lediglich ein potenzieller Investor sei im Frühjahr an Wellen herangetreten. "Dieser war jedoch für diese Art der Gastronomie nicht geeignet", sagt er.

Fest steht: Karl Wellen und seine Frau werden den Betrieb am 22. Dezember aufgeben. "Und wir hätten nach wie vor das Recht, das Haus morgen abzureißen", sagt er. Den Abrissantrag hatte er schon Ende September gestellt. "Ich verstehe nicht, wie man ernsthaft den Denkmalschutz in Betracht ziehen kann. Schließlich ist dies kein öffentliches Gebäude, sondern unser Besitz." Selbst langjährige Gäste und Nachbarn hätten Verständnis für den Abschied des Ehepaares gezeigt. Auch einem Dialog mit dem Heimatkreis wäre Wellen nicht ausgewichen, um seine Situation zu erläutern. Einen Gesprächsversuch vonseiten des Vorstandes habe es jedoch nie gegeben.

Den Vorschlag für die neue Wohnbebauung an dieser Stelle bezeichnete der Planungsausschuss bereits im September für "städtebaulich tragbar", wenn auch mit Bedauern über den Verlust eines alten Wahrzeichens. Der Bitte des Heimatkreises soll zumindest zum Teil entsprochen werden: "Bis zur ersten Novemberwoche wird es eine erste inoffizielle Voreinschätzung geben", sagt Ulrich Hüchtebrock, Leiter der Stadtplanung. "Dann werden wir sehen, ob es sinnvoll ist, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen und es zu einem Eintragungsverfahren kommt." Über diesen Schritt ärgert sich nicht nur Karl Wellen, sondern auch einige Ratsmitglieder, die diese Zwangspause als "unnötige Verzögerung" und "Stillstand" bezeichnen.

(RP)
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