Meerbusch "Ich kann den Eigentümer verstehen"

Meerbusch · Herbert Jacobs, Vorsitzender des Fördervereins Haus Meer, zu der Drohung des Grundstückeigentümers, die Tore für die nächsten 30 Jahre zu schließen, das geplante Hotel auf Haus Meer und Versäumnisse der Stadtverwaltung.

 Haus Meer.

Haus Meer.

Foto: U.D.

Sie haben ein Problem: Wenn alles schlecht läuft, kommt der Förderverein Haus Meer nicht mehr aufs Gelände. In einer E-Mail ans Planungsdezernat hat Inhaber Roland Agne angekündigt: "Wir werden die Tore schließen" — für die nächsten 30 Jahre.

 "Ich glaube nicht, dass dem Eigentümer von Haus Meer daran gelegen ist, als Denkmalschänder in die Immobiliengeschichte von NRW einzugehen" sagt Herbert Jacobs, Vorsitzender des Fördervereins Haus Meer.

"Ich glaube nicht, dass dem Eigentümer von Haus Meer daran gelegen ist, als Denkmalschänder in die Immobiliengeschichte von NRW einzugehen" sagt Herbert Jacobs, Vorsitzender des Fördervereins Haus Meer.

Foto: Dackweiler

Jacobs Nun ja, da zurzeit ja alle beim Thema Haus Meer ihre Emotionen wallen lassen, finde ich, muss man das fairerweise auch Herrn Agne gestatten. Ich kann ihn verstehen. Seit 1970 gibt es einen Bebauungsplan für sein Gelände. Rechtskräftig waren 35 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche und eine zwölfstöckige Bebauung. Dieses Baurecht hat die Stadt im Jahr 2010 kassiert. Dass Herr Agne jetzt eine Entscheidung einfordert, ist doch verständlich. Ich appelliere aber bezüglich seiner angekündigten Sperrung an seine Vernunft: In vier Jahren hat der Förderverein Haus Meer rund 150 000 Euro in die Restaurierung des Gartendenkmals investiert, die jährliche Pflege kostet rund 10 000 Euro. Als Eigentümer ist Herr Agne zum Erhalt des Denkmals verpflichtet. Ich glaube nicht, dass ihm daran gelegen ist, als Denkmalschänder in die Immobiliengeschichte von NRW einzugehen.

Sind Sie im Kontakt mit ihm?

Jacobs Ja. Bei unserem nächsten Treffen werde ich selbstverständlich auch seine Drohung ansprechen, das Gelände künftig zu schließen. Aber noch einmal: Für sein Verhalten habe ich durchaus Verständnis.

Haben Sie sich gefreut, als Sie von seinen Hotelbauplänen auf dem Gelände Haus Meer hörten?

Jacobs Der Förderverein Haus Meer würde Hotel und Gastronomie auf dem Gelände sehr befürworten. Geärgert habe ich mich allerdings über Bürgermeister Dieter Spindler, der sagte, es müsse endlich Leben auf das Grundstück kommen. Ich frage mich: Warum hat er das Thema dann nicht schon vor Jahren zur Chefsache gemacht, das Projekt beispielsweise bei der Immobilienmesse Expo Real präsentiert? Wir vom Förderverein sind genauso für Leben auf dem Gelände, haben das ja in der Vergangenheit auch häufig organisiert — beispielsweise durch Führungen, die Teilnahme am Tag der Offenen Gartenpforte und dem Tag des Offenen Denkmals. Gäste eines Fünf-Sterne-Hotels suchen erfahrungsgemäß nicht das laute Leben, die sehnen sich nach Ruhe. Wir vom Förderverein sind für ein Leben auf dem Gelände, das parkgemäß und denkmalverträglich ist.

Die jetzt vorgestellte Planung setzt sich allerdings über Auflagen der Denkmalschutzbehörde hinweg...

Jacobs Grundsätzlich eröffnet die Planung eine Chance: Im flandrischen Brügge gibt es eine Hotel-Tiefgarage mit Passage, in der auf dem Weg zum Auto links und rechts Bodendenkmäler präsentiert werden. Wenn man so etwas auf Haus Meer machte, das wäre wunderbar. Wir wollen mal nicht päpstlicher als der Papst sein: Alles, was der Denkmalschutz erlaubt, soll auf dem Gelände von Haus Meer gemacht werden können.

Das bedeutet aber doch im Klartext, dass Sie gegen den Hotelbau sind. Denn die Regent-Gruppe will ein Haus mit 76 Betten bauen und braucht dafür mehr Platz, als ihn die ehemaligen Schlossmauern hergeben.

Jacobs Es ist ein schwerwiegendes Versäumnis des Planungsdezernenten, dass die Frage der Rentabilität nie vertieft worden ist. Es wäre sinnvoll gewesen, einen Hotelfachmann vom Hotel- und Gaststättenverband gemeinsam mit den Architekten in den Arbeitskreis Haus Meer einzuladen, und das dann einmal durchzudeklinieren: Wo liegt die machbare Größe? Wie viel Fläche brauche ich, wie viele Zimmer, wie viele Betten? Wie muss die Gastronomie beschaffen sein? Aus meiner Sicht idealerweise von der Dorfstube für den gummistiefeltragenden Parkbesucher bis zum Gourmetrestaurant für den Fünf-Sterne-Gast. Wenn so etwas geplant ist, kann man da nichts gegen haben. Die Frage der Rentabilität ist aber im Arbeitskreis nie vertieft worden. Auch andere wesentliche Fragen wurden leider ausgeblendet.

Welche denn?

Jacobs Zum Beispiel die Frage nach der Hotelanbindung. Die Denkmalschützer sehen die jetzt geplante Nordanbindung sehr kritisch. Daneben ist sie auch teuer: Die Erschließung über die Nordseite macht 17 Prozent der Baukosten aus. Üblich sind Erschließungskosten von acht Prozent. Möglich wäre aber auch eine Anbindung über die Ostseite. So hat es bereits vor Jahren das Werkstattverfahren ergeben. Allerdings ist die Straße nicht in öffentlicher Hand. Hier hätte die Stadt Meerbusch durch den Kauf der Straße bereits eine gute Grundlage schaffen können. Damit wäre die Osterschließung gesichert. Warum hat sie es nicht getan?

Bis die Hotel-Investoren auftauchten, war doch auch eine andere Möglichkeit im Gespräch — Haus Meer als gemischt-gemeinnützige Lösung zum Beispiel mit dem Förderverein Haus Meer als Träger.

Jacobs Leider hat es das Planungsdezernat versäumt, im Arbeitskreis konkret konditional zu erörtern, wie solch eine Lösung aussehen, was sie kosten und welche Mittel Dritter gewährt würden. Ich halte sie nach wie vor für sehr gut, so könnte beispielsweise die Remise durch die Stadt genutzt werden, für Standesamt und Stadtarchiv und die stadtgeschichtliche Sammlung.

Martin Röse führte das Gespräch

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort