Meerbusch Idee: Städtischer Friedwald

Meerbusch · Überraschung gestern Abend im Bauausschuss beim umstrittenen Thema Friedwald: Der Planungsdezernent erklärte, die Stadt könne selbst einen Friedwald auf städtischem Waldgebiet einrichten und brauche keinen Investor.

Im Bauausschuss hat sich gestern Abend ein möglicher Kompromiss bei der Einrichtung eines Friedwalds in Meerbusch angedeutet. Der Stadt liegt seit geraumer Zeit eine gemeinsame Anfrage der Friedwald GmbH und der Freiherr v.d.Leyen'sche Verwaltung vor, auf einem rund 45 Hektar großen privaten Waldgebiet einen Friedwald zu eröffnen. In einem Friedwald wird die Asche Verstorbener in einer biologisch abbaubaren Urne an den Wurzeln eines Baumes beigesetzt. Die Verwaltung hatte die Anfrage bereits beantwortet — ablehnend.

Gestern Abend nun erklärte Planungsdezernent Just Gérard: "Ein Friedwald ließe sich auch in einem städtischen Waldgebiet einrichten. Die Stadt könnte in Eigenregie einen Friedwald betreiben."

"Eine interessante Alternative"

Während SPD, FDP und Grüne dem Friedwald auf Privatgelände, mit Einschränkungen, positiv gegenüberstehen, lehnt die CDU den beantragten Friedwald ab. Für die Christdemokraten erklärte Herbert Becker: "Bei einem privaten Friedwald ist die Stadt mit enormen Risiken behaftet." Da die Stadt per Gesetz Träger für 99 Jahre sei, trage sie bei einer Insolvenz der Friedwald GmbH das komplette finanzielle Risiko, den Friedwald zu unterhalten. Bei einem Besuch in seiner Fraktion habe der Waldbesitzer erklärt, es sei schwierig, einen Wald zu bewirtschaften — die Stadt sei jedoch nicht für die Lösung der finanziellen Probleme eines Waldbesitzers zuständig. Becker: "Der Friedwald ist für uns überhaupt kein Thema."

Die SPD hingegen kritisierte die Stadtverwaltung für den ablehnenden Brief an die Friedwald GmbH. "Das war sehr mutig von der Verwaltung. Sie hätte zuvor den Ausschuss informieren müssen", betonte Georg Neuhausen.

Die FDP hinterfragte die von der Stadtverwaltung angestellte Prognose über die zu erwartenden Einnahmeausfälle bei Einrichtung eines privaten Friedwalds. "Ich bin über die vorgelegten Zahlen erstaunt", sagte Bernd Schumacher-Adams. Der Meerbuscher Friedwald würde ein Einzugsgebiet vom Münsterland bis Bedburg haben. "Da leben 2,3 Millionen Menschen. Die Betreiber rechnen mit insgesamt 100 bis 150 Bestattungen pro Jahr." Die Stadt Meerbusch habe jedoch auch einen Einnahmeausfall für 100 Bestattungen von Meerbuschern im Friedwald kalkuliert. Schumacher-Adams: "Ich rate dazu, das noch mal nachzurechnen."Guido Fliege (Grüne): "Die Zahlen der Verwaltung sind vielleicht ein bisschen tendenziös." Er halte den Vorschlag eines privaten Friedwalds für gut, regt jedoch eine rechtliche Absicherung der Stadt an — und fordert eine höhere Beteiligung an den Einnahmen. Doch auch ein städtischer Friedwald sei "eine interessante Alternative".

Einen Beschluss fassten die Politiker gestern Abend nicht. Die SPD kündigte an, den geplanten Friedwald im Rahmen der Haushaltsberatungen in wenigen Wochen erneut auf die Tagesordnung zu setzen.

(RP)
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