Meerbusch Influenza: 20 Mal mehr Erkrankte als im Vorjahr

Meerbusch · Die Viren sind im Kreis hartnäckig wie lange nicht. Das Gesundheitsamt warnt Eltern davor, ihre Kinder zu früh wieder in die Kita zu geben

 Viren unterwegs: Viele Meerbuscher fühlen sich zurzeit nicht wohl, wie auch Studentin Franziska Zimmerer.

Viren unterwegs: Viele Meerbuscher fühlen sich zurzeit nicht wohl, wie auch Studentin Franziska Zimmerer.

Foto: ANDREAS ENDERMANN

In den Meerbuscher HNO-Praxen herrschen in diesen Tagen fast chaotische Zustände. "Wir sind absolut voll — es rufen laufend Menschen an, die krank sind und dringend einen Termin brauchen", heißt es am Empfang der Gemeinschaftspraxis Dr. med. Wolf Rüdiger Hüttel, Bernd Achim Esser und Prof. Dr. med. Heinz Stupp. In den Schulen sind einige Kinder abgemeldet, und in den Kitas verzweifeln die ersten Erzieherinnen. Die Grippewelle hat Meerbusch erfasst.

Die aktuellen Zahlen des Landeszentrums Gesundheit NRW belegen den Trend. In den ersten sechs Wochen des Jahres wurden im Rhein-Kreis Neuss 64 Fälle von Influenza gezählt, allein in der sechsten Woche (4. bis 10. Februar) waren es 19 Erkrankte. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr hatte es in den ersten sechs Wochen nur drei Fälle von Influenza gegeben — ein Anstieg, wenn man ihn so berechnen möchte, um 2033 Prozent. Neben der Grippewelle plagen die Menschen auch Magen-Darm-Probleme. 83 Menschen waren 2013 schon am Norovirus erkrankt, 14 mehr als im Vorjahreszeitraum.

Dass es zu dieser Jahreszeit — gerade nach Massenveranstaltungen wie dem Karneval — zu einem Anstieg der erkrankten Menschen kommt, ist nicht neu. Wohl aber die tückische Eigenart der aktuellen Grippe: Sie sei hartnäckiger als sonst, heißt es in der HNO-Gemeinschaftspraxis. Viele Patienten würden wiederkommen. "Es ist deutlich mehr zu tun."

Den vollen Wartezimmern in den Arztpraxen stehen nicht mehr ganz so volle Arbeits- und Klassenzimmer gegenüber. "Die Stadtverwaltung registriert seit rund drei Wochen einen deutlich spürbaren Anstieg an Krankheitsfällen", erklärt Stadtsprecher Michael Gorgs. Von den größten Schulen der Stadt ist das Meerbusch-Gymnasium besonders betroffen. Seit zwei Wochen fallen immer mehr Schüler und Lehrer wegen Grippe oder Magen-Darm-Problemen aus. "Man merkt es schon, dass einige mehr krank sind als sonst — so richtig dramatisch ist es aber noch nicht", sagt die stellvertretende Schulleiterin Dorothee Schiebler.

Dramatisch ist die Lage aber in der Kita Katholisches Familienzentrum St. Nikolaus in Osterath, in der zurzeit der Noro-Virus wütet. "Und das seit zehn Wochen — so lange ging es noch nie", sagt Kita-Leiterin Ulla Ziebert. "Wir desinfizieren ohne Ende, aber kommen einfach nicht raus aus dem Teufelskreis. Zuletzt waren drei Viertel einer Gruppe krank." Die Ursache für den hartnäckigen Virus sieht Ziebert bei den Eltern und Ärzten. Viele Eltern würden ihr Kind zu früh wieder zurück in die Kita geben. "Früher blieb ein Kind zehn Tage zu Hause, wenn es Scharlach hatte. Heute sind sie nach 24 Stunden wieder da."

Auch das Gesundheitsamt des Rhein-Kreis Neuss bestätigt den Trend, dass Eltern noch nicht gesunde Kinder wieder in den Kitas abgeben. "Das ist in der Tat ein großes Problem. Viele Eltern möchten schnell wieder in den Job. Dabei unterschätzen sie, dass die Kinder oft noch zu schwach sind", sagt Amtsleiter Michael Dörr. Er nimmt dabei die Haus- und Kinderärzte in die Pflicht, die mit ihrem Rat dafür sorgen können, dass sich die Kinder ausreichend erholen können. Ansonsten drohen noch chaotischere Zustände in den Krankenzimmern.

(RP/rl)
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