Meerbusch "Irgendwann muss es doch mal gut sein"

Meerbusch · Das Thema Fluglärm ist vielen Meerbuschern ein Dorn im Ohr. Bei der Mobilen RP-Redaktion erhielten sie gestern in Büderich Informationen aus erster Hand — und auch ganz praktische Hilfe

Editha Hackspiel ist 87 Jahre alt und kommt mit einem klaren Ansinnen zur mobilen RP-Redaktion auf den Dr.-Franz-Schütz-Platz: "Ich will Radau machen", sagt die Büdericherin, die morgen ihren 88. Geburtstag feiert. "Die Fluglärm-Schutzzone muss ausgeweitet werden. Drei Häuser entfernt von mir ist die Grenze — das ist doch nicht fair!" Denn: "Ich war vorher da. Erst im Laufe der 60er Jahre wurde der Lärm mehr. Da hab ich dort schon länger gewohnt."

Bei der mobilen RP-Redaktion ist Hackspiel an der richtigen Adresse. Dort stehen Mitarbeiter des Flughafens den Meerbuschern Rede und Antwort. Und Veronika Bappert, Leiterin des Immissionsschutzes am Airport Düsseldorf, kündigt an: "Wir werden Frau Hackspiel besuchen und uns von der Situation vor Ort ein Bild machen."

Hauptthema ist die vom Flughafen angestrebte Flexibilisierung bei der Nutzung der zweiten Start- und Landebahn. "Als die gebaut wurde, hieß sie noch ,Notbahn'", erinnert sich der Büdericher Karl-Heinz Klementz. "Die sollte nur im Notfall benutzt werden. Und dabei soll es auch bleiben." Der Argwohn der Meerbuscher sitzt tief: "Wenn die Kapazitätserweiterung kommt, ist im Nu die dritte Bahn auf der Liste", glaubt Heinz Odenthal. Der Flughafen setze bei den Genehmigungen auf eine "Salamitaktik"; scheibchenweise rücke er mit der Wahrheit raus, kritisiert er. Bappert widerspricht: "Es geht uns um einen bedarfsgerechten Ausbau. Nur so viel, wie der Bedarf absehbar ist. Wenn wir mehr beantragen würden, wäre Ihnen das ja verständlicherweise auch nicht recht."

Klaus Lückerath ist vor zwölf Jahren von der Corneliusstraße in Düsseldorf ans Deutsche Eck nach Büderich gezogen — "wohl wissend, was mich hier erwartet", sagt er. Er findet: "Wer nach Büderich zieht, darf sich nicht über Fluglärm beschweren. Die Lärmbelastung ist ein Problem, mit dem alle Stadtflughäfen, ob in Berlin oder Hamburg, zu kämpfen haben." Der Büdericher Rudolf Jahns, Geschäftsführer einer Düsseldorfer Werbeagentur, findet die Nähe zum Flughafen "genial". "Wenn ich beruflich fliegen muss, bin ich schnell am Airport. Dort kann ich auch Meetings abhalten." Die wirtschaftliche Entwicklung bedinge den Ausbau des Flughafens, sagt er. "Wir brauchen den Flughafen", sagt auch Meerbuschs Wirtschaftsförderin Heike Reiß. "Allerdings muss die Lärmbelästigung klar geregelt sein; nachts muss es ruhig sein."

Aus Lank ist Arno Mair-Grüneklee zur Mobilen Redaktion gekommen. "Dort donnert der Airbus A340 in 650 Meter über unser Haus", sagt er. Und schlägt vor: "Warum wird für die Krachmacher kein höheres Entgelt erhoben?" Bappert: "Ein solcher ,Lärmtaler' ist auch beim Flughafen Wien in der Diskussion. Dafür müsste das Gesetz geändert werden." Albrecht Müller sagt: "Fluglärm macht krank. Wenn die Politiker das genehmigen, ist das Beihilfe zur Körperverletzung. Wieso muss Büderich die Müllkippe des Düsseldorfer Flughafens sein?"

Flughafensprecher Thomas Kötter verweist darauf, dass der Flughafen sein freiwilliges Lärmschutzprogramm, das regulär im Juli 2014 auslaufen würde, fortführen wird — unabhängig davon, ob die Genehmigung zur flexibleren Nutzung der zweiten Bahn erteilt wird. 62 Millionen Euro habe der Flughafen seit 2003 in Lärmschutz investiert. Anneliese Schmitt: "Das mit den Fenstern ist ja gut und schön — aber was ist im Sommer?"

(RP)
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