Meerbusch Kritik am Kulturangebot des Kreises

Meerbusch · Der 75-jährige Osterather Günter Gessner findet das Programm des Rhein-Kreises Neuss für Senioren und Seniorinnen mehr als dürftig. Die Städten sollten interkommunal etwas auf die Beine stellen.

Günter Gessner hat sein Schicksal immer selbst in die Hand genommen. Wenige Monate vor dem Bau der Berliner Mauer reiste der heute 75 Jahre alte Osterather von Finnland über Stockholm in die Bundesrepublik Deutschland. Als Belohnung für sein erfolgreich abgeschlossenes Studium im Flugzeugbau an der Technischen Hochschule Dresden durfte der junge Mann nach Skandinavien reisen. Er nutzte die Gelegenheit, um in den freien Westen zu ziehen.

Zu dem Zeitpunkt war Gessner schon lange für die Kultur begeistert. "Im Alter von neun Jahren war ich mit meiner Tante in Leipzig in der komischen Oper Boccaccio oder der Prinz von Palermo", berichtet er. Dieses Faible hat er sein ganzen Leben behalten. "Ich kenne mich aus in der Region", sagt er – Tonhalle, Schauspielhaus, Oper, Rheinisches Landestheater in Neuss, Kabaretttage in Meerbusch oder Schlossfestspiele in Neersen, der Vater von zwei erwachsenen Kindern kennt die Programme und die Spielstätten.

Umso größer ist sein Ärger über ein Angebot des Rhein-Kreises Neuss. "Ich habe mir im Meerbuscher Verwaltungsgebäude den Flyer für das "Kulturprogramm für Seniorinnen und Senioren 2011" besorgt und bin bestürzt", schimpft der agile Pensionär. Drei Veranstaltungen würden für die Monate Mai, Juli und Oktober aufgelistet. Ein Konzert mit den "Sweethearts", ein weiteres mit dem Shanty-Chor Neuss und eine Theateraufführung des Lotumer Buretheaters. Das sei mehr als "dürftig", kritisiert Gessner die Auswahl und machte sich daran eine Mail an Landrat Hans-Jürgen Petrauschke zu schreiben. "Das ist jetzt gut zehn Tage her, und ich habe immer noch keine Antwort bekommen", erklärte der Osterather.

Natürlich könne Meerbusch oder auch der Rhein-Kreis Neuss nicht mit den Kulturangeboten der Nachbarstädte Düsseldorf und Krefeld konkurrieren, aber etwas mehr dürfte es speziell für Senioren schon sein. Vielleicht lasse sich interkommunal etwas auf die Beine stellen, regt Gessner an. Denn, was Petrauschke im Vorwort des Flyers schreibt, würde auch Gessner unterschreiben. "Das Bild der älteren Generation hat sich deutlich gewandelt. Gerne spricht man von jungen Alten. Sie wollen sich fortbilden, reisen, weiter aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben."

(RP)
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