Meerbusch Künstler-Aktion bleibt lebendig

Meerbusch · Die Plakatwand Künstler gegen Ausländerfeindlichkeit soll auch nach dem Tod Winfried Schmitz-Linkweilers in unregelmäßigen Abständen neu gestaltet werden. Darum kümmern sich zukünftig sein Bruder Jochen, Gabi Wolf und Ingrid Maas.

Stetes Mahnen sowie aktive Willensbildung gegen Rassismus und Fremdenhass haben sich Künstler und die Stadt Meerbusch nun seit fast 20 Jahren auf die Fahnen geschrieben. Ausdruck findet dies in der Plakatwand gegen Ausländerfeindlichkeit auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz in Büderich. Jetzt enthüllten Künstler, Politiker und Mitglieder des Integrationsrats das nächste Motiv: eine Hauswand-Fotoreproduktion mit dem Slogan "Mauer im Kopf".

Dabei griff Jochen Schmitz-Linkweiler auf ein Foto zurück, das sein im vergangenen Jahr gestorbener Bruder Winfried Schmitz-Linkweiler gemacht hatte. "Ich nenne es ein Fundstück", sagte Jochen Schmitz-Linkweiler, der das Projekt "Plakatwand" nun weiter am Leben erhalten will und dabei auf die Unterstützung von Gabi Wolf und Ingrid Maas (Die Grünen) bauen darf.

Die neue Botschaft "Mauer im Kopf" ist leicht zu verstehen: Wenn Menschen Fremden begegnen, soll nichts ein freundliches Miteinander verhindern. Geht es nach Jochen Schmitz-Linkweiler, soll unter seiner Leitung alle vier bis sechs Monate ein neues Motiv die Plakatwand zieren. "Auf der Trauerfeier meines Bruders sind Spenden gesammelt worden", erklärte Jochen Schmitz-Linkweiler. Die Finanzierung für weitere Plakatierungen stehe.

Die Begründer der Idee, die beiden bereits verstorbenen Künstler Helmut Martin-Myren (den Kulturdezernentin Angelika Mielke-Westerlage hartnäckig Martin Meyer-Myren nannte) sowie Winfried Schmitz-Linkweiler hätte es sicherlich gefreut. "Anlass für die Plakatwand war der Brandanschlag 1993 in Solingen", sagte Jochen Schmitz-Linkweiler.

Dieses Attentat habe bei Meerbuscher Künstlern solch eine Betroffenheit ausgelöst, dass einige Zeit später die Idee der Plakatwand gegen Ausländerfeindlichkeit geboren wurde. Erst nahm Martin-Myren das Projekt in die Hand, nach seinem Tod 2001 Winfried Schmitz-Linkweiler. "Mein Bruder hat damals an den Mahnwachen in Solingen teilgenommen", erklärte Jochen Schmitz-Linkweiler.

Dass das Projekt auch heute in der Meerbuscher Politik auf breite Rückendeckung zählen kann, ist klar. "Die Aktion ist wichtig. Das zeigt unter anderem die Neonazi-Mordserie in Deutschland", sagte Dr. Bernd Schumacher-Adams, FDP-Ratsherr und zweiter stellvertretender Bürgermeister. "Wir haben diese Plakatwand von Anfang an unterstützt", sagte Ilse Niederdellmann, SPD-Ratsfrau.

Besonders Angelika Mielke-Westerlage, Erste Beigeordnete der Stadt, fand deutliche Worte. "Intoleranz gegenüber Zuwanderern muss durch aktive Integration und interkulturellen Dialog ersetzt werden", erklärt die Kulturdezernentin. Dazu gehöre auch die Wertschätzung aller Menschen, an der es heute sowohl politisch als auch gesellschaftlich häufig fehle.

"Nach 50 gemeinsamen Jahren in Deutschland würde ich sagen, wir sind ein Volk", sagte Hayrettin Polat, Vorsitzender des Integrationsrates der Stadt.

(RP)
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