Meerbusch Letzter erster Schultag

Meerbusch · Für 512 Meerbuscher Erstklässler begann gestern der "Ernst des Lebens". An der Barbara-Gerretz-Schule hatte der fröhliche Festakt auch einen bitteren Beigeschmack: i-Dötzchen wurden dort zum letzten Mal eingeschult.

 Für Tim (6) ist es ein großer Tag: Er ist gestern an der Barbara-Gerretz-Schule eingeschult worden. Seine Eltern Stephan und Tanja Kemmer engagierten sich gegen die Schließung der Osterather Schule.

Für Tim (6) ist es ein großer Tag: Er ist gestern an der Barbara-Gerretz-Schule eingeschult worden. Seine Eltern Stephan und Tanja Kemmer engagierten sich gegen die Schließung der Osterather Schule.

Foto: Dackweiler

Schwül-warm war es in der Turnhalle der Osterather Barbara-Gerretz-Schule, wo die i-Dötzchen gestern morgen begrüßt wurden. "Hier roch es schon vor 26 Jahren genauso", sagt eine Frau und lacht. Das werden die neuen Erstklässler als Erwachsene wohl nicht mehr sagen können.

Denn der Stadtrat hat beschlossen, die städtisch-katholische Schule auslaufen zu lassen. In diesem Jahr wurden dort zum letzten Mal Kinder eingeschult. Der Vorfreude tat das zunächst jedoch keinen Abbruch. So wie bei Tim Kemmer (6). Ein bisschen verhalten schaut er sich noch um, doch bei der Vorführung der älteren Schüler ist er ganz gebannt.

Tims Eltern Tanja und Stephan Kemmer haben sich bewusst für die Barbara-Gerretz-Schule entschieden, weil sie bereits mit ihrem älteren Sohn Niklas (10) dort gute Erfahrungen gemacht hatten. "Er hat eine gute Vorbereitung für die Realschule bekommen", meint Mutter Tanja. Das Konzept der offenen Klassen an der benachbarten Eichendorff-Schule hingegen sei nicht das Richtige für Niklas gewesen. Einen Schulwechsel hielten die Kemmers daher für das Beste.

Für Vater Stephan liegt die Verbindung zur Gerretz-Schule in der Familie: "Meine Eltern, meine vier Geschwister und ich selbst sind dort schon zur Schule gegangen." Gegen die Schließung haben er und seine Frau sich mit Unterschriften stark gemacht. "Wir haben noch hin- und her überlegt, auf welche Schule wir Tim schicken", sagt Tanja Kemmer. Denn erst nach der Anmeldephase im Herbst war die Schließung in greifbare Nähe gerückt.

Werner Bischof, Vater von Laura Sophie, will erst noch abwarten. Er hat die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass die Schule erhalten bleibt. "Wir haben außerdem noch zwei Jahre Zeit, um zu entscheiden, wo unsere Tochter unterrichtet wird, wenn hier kein Unterricht mehr stattfindet." Schulleiter Ferdinand Sonnen freut sich sichtlich auf die letzten i-Dötzchen. Ihm geht es darum, so lange wie möglich den normalen Schulalltag aufrecht zu erhalten.

"Auch die Eltern sagen sich ,Wir schauen jetzt ganz auf unser Kind'", weiß Sonnen. Für ihn geht eine Ära zu Ende, wenn die Schule spätestens 2016 schließt. In diesem Jahr schult er zum 26. Mal Kinder in Osterath ein. Wie es in drei oder vier Jahren mit den heutigen Erstklässler weitergehen soll, darüber wurde gestern viel spekuliert. Wahrscheinlich ist, dass die Schüler dann mit im Gebäude der nahen Eichendorff-Schule unterrichtet werden. "In diesem und im kommenden Jahr werden aber beide Schulen noch jeweils in eigener Regie arbeiten", sagt Sonnen.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort