Meerbusch Mahnmale im Boden

Meerbusch · Insgesamt 14 "Stolpersteine" hat der Künstler Gunter Demnig in Osterath verlegt. Sie sollen an Bürger jüdischen Glaubens – insgesamt waren es 26 – erinnern, die während der Nazizeit in Konzentrationlager verschleppt wurden.

Insgesamt 14 "Stolpersteine" hat der Künstler Gunter Demnig in Osterath verlegt. Sie sollen an Bürger jüdischen Glaubens — insgesamt waren es 26 — erinnern, die während der Nazizeit in Konzentrationlager verschleppt wurden.

"Ich habe bereits rund 33 000 Steine verlegt", sagt Gunter Demnig in Osterath. Mit gekonnten Griffen hebelt der 64-jährige Bildhauer aus Frechen gewaltsam zwei gleiche Steine aus dem Bürgersteig der Kaarster Straße vor dem Haus Nummer 8 — rausgerissen aus der Menge.

Hervorgehoben stehen drei "Stolpersteine" bereit. Zehnmal zehn Zentimeter große, glänzende Messingplatten sind darauf angebracht. Sie sollen zu den anderen Steinen wieder eingelassen werden, dazugehören, auch wenn sie nun die Blicke auf sich ziehen werden.

Auf den Platten sind Namen sowie biografische Daten eingelassen. "Julius Gutmann", "Sabine Gutmann" (Ehepaar) und "Berta Gutmann" (Schwester) ist auf ihnen zu lesen. Die drei Osterather jüdischen Glaubens wurden wegen ihrer Religionszugehörigkeit im Dritten Reich von den Nazis in Konzentrationslager verschleppt: Julius und Sabine Gutmann am 25. Juli 1942 nach Theresienstadt, Berta Gutmann am 11. Dezember 1941 nach Riga.

26 verschleppte Juden in Osterath

Unter den Augen einiger Mitglieder des Osterather Vereins Pro Osterath und der Politik installiert Künstler Gunter Demnig insgesamt 14 "Stolpersteine". Drei an der Nummer 8 und sieben an der Nummer 14 der Kaarster Straße. Drei an der Meerbuscher Straße Nummer 30 und einen an der Krefelder Straße Nummer 11. Sie sollen Meerbuscher nun an die Gräueltaten der Nazis erinnern und mahnen.

"Es ist sehr schade, dass nicht alle Osterather die Einlassung vor ihrem Haus wollen", sagt Sylvia Reinders. Insgesamt 26 Verschleppte gab es in Osterath. Reinders initiierte die Aktion und hoffte auf einen regen Zuspruch. Doch einige Hausbewohner in Osterath verweigerten die Erlaubnis zur Installation.

Jürgen Bergert, Vorsitzender des Vereins Pro Osterath, findet dies ausgesprochen bedauernswert. "Die Stolpersteine sollen zum Nachdenken anregen", sagt Jürgen Bergert.

Dennoch kann der Verein auf breite Unterstützung bauen. "Ich finde es schön und wichtig, dass dies nun geschehen ist", sagt Jürgen Peters, Fraktionsvorsitzender der Meerbuscher Grünen. Und auch Jürgen Eimer, stellvertretender SPD-Vorsitzender in Meerbusch, ist sich der Wichtigkeit bewusst. "Wir begrüßen diesen Akt sehr und bedauern, dass sich nicht alle Hausbesitzer der Aktion angeschlossen haben", so Eimer.

Für Bildhauer Gunter Demnig ist dies schon beinahe ein Routineeinsatz. "Ich habe das schon in 708 Kommunen gemacht", sagt er. Der Berliner, der in Frechen wohnt, startete die Aktion 1996 in Köln, um 1000 Roma und Sinti zu gedenken. Seitdem reist er durch ganz Europa und bringt seine Werke in den Boden ein. Nach den 14 Stolpersteinen in Meerbusch geht es direkt weiter. "Ich fahre gleich nach Grevenbroich. Dort warten vier weitere Steine auf mich."

(RP)
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