Meerbusch Meerbusch und das "Dritte Reich"

Meerbusch · Die Diskussion um Hugo Recken führt zur Grundsatzfrage: Wie soll mit Spuren der NS-Zeit umgegangen werden?

 Das NS-Fresko: Eine 2,50 hohe und vier Meter breite "Nazi-Altlast" (im Original farbig), die unter Putz versteckt liegt.

Das NS-Fresko: Eine 2,50 hohe und vier Meter breite "Nazi-Altlast" (im Original farbig), die unter Putz versteckt liegt.

Foto: Finger/Quelle: Stadtarchiv

Der Umgang mit der Geschichte von Büderich, Osterath und dem ehemaligen Amt Lank zur Zeit des Nationalsozialismus ist diffizil. Das hat gerade wieder die Debatte um den einstigen Osterather NSDAP-Bürgermeister Hugo Recken gezeigt. Das Ende ist offen. Die Fraktionen wollen die Aussagen der Historiker nun erstmal "sacken lassen", bevor sie entscheiden, ob die Osterather Hugo-Recken-Straße ihren Namen behalten darf.

Die nächsten Diskussionen dürften nicht lange auf sich warten lassen. Schließlich gibt es auch in Lank eine nach einem NS-Bürgermeister benannte Straße: die Gustav-van-Beek-Allee. Der langjährige Zentrums-Mann van Beek war im April 1934 in die NSDAP eingetreten und im gleichen Jahr als Bürgermeister des Amtes Lank eingesetzt worden. Sein Vorgänger war den Nationalsozialisten nicht linientreu genug erschienen. Doch auch zwischen van Beek und der NSDAP-Ortsgruppe Lank kam es offenbar immer wieder zu Spannungen, wie Annette Barfurth-Igel in der Meerbuscher Stadtgeschichte schreibt. Das sei auch der Grund für die Militärregierung gewesen, van Beek nicht zu entlassen und ihn 1946 als Lanker Gemeindedirektor einzusetzen. Er blieb bis 1952 im Amt.

Auch mit einer baulichen Hinterlassenschaft der NS-Zeit wird sich die Politik demnächst einmal mehr beschäftigen. Das einstige Heim der Hitlerjugend, heute Verwaltungshaus, am Dr.-Franz-Schütz-Platz soll zum Mahnmal werden und an die Geschichte der NS-Gewaltherrschaft in der Region erinnern. Nur wie diese Gedenkstätte aussehen soll, ist noch nicht klar. Die Grünen hatten im Mai zusammen mit SPD, FDP und UWG gegen ihren Kooperationspartner CDU durchgesetzt, dass "schnellstmöglich" Zeitzeugen der NS-Zeit interviewt werden sollen. Die Dokumentation der Gespräche soll ein Schwerpunkt des geplanten NS-Mahnmals werden. Bis zu 2500 Euro stehen zur Vorbereitung an Haushaltsmitteln zur Verfügung.

An der linken Wand des Foyers gibt es immer noch ein lediglich mit Putz und Farbe bedecktes Propaganda-Fresko der Nationalsozialisten von zehn Quadratmetern Größe. Es zeigt Büderich so, wie es aus Sicht der Nazis sein sollte: Mit blonden Bauern, emsigen Müttern, uniformierten Hitlerjungen und Hakenkreuzflagge. Ein künftiges Mahnmal-Konzept soll auch Vorschläge zum Umgang mit dem Fresko machen. Es könnte freigelegt und zum Teil restauriert werden. Ein Mahnmal in der Nähe gibt es bereits: Den Alten Büdericher Kirchturm, in dem die Namen der örtlichen Weltkriegs-Gefallenen verewigt sind.

Genau ein Jahr alt sind inzwischen die 14 Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig, die an von den Nazis verschleppte Osterather Juden erinnern sollen. Die Gedenkplaketten sind in den Bürgersteig von Kaarster, Krefelder und Meerbuscher Straße eingelassen. Die Stolperstein-Initiative blieb in Meerbusch bislang allerdings auf Osterath beschränkt.

(RP)
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