Meerbusch Meerbuschs wahrer Schuldenstand

Meerbusch · Dass die Stadt der Millionäre klamm ist, ist kein Geheimnis. Doch wie schlimm steht es wirklich um die städtischen Finanzen? Kämmerer Helmut Fiebig ordnet den Schuldenstand von 119 Millionen Euro ein.

Meerbuschs Schulden sind in den vergangenen zwölf Jahren um 50 Prozent angestiegen. Das geht aus einer aktuellen Veröffentlichung des Statistischen Landesamtes NRW hervor. Pro Einwohner hat die Stadt zum Stichtag 31. Dezember 2011 genau 2188,30 Euro Schulden. Damit liegt die Kommune der Millionäre deutlich über dem Durchschnitt im Rhein-Kreis Neuss (1562 Euro), aber noch unter dem NRW-Wert von 2516 Euro. Bei den Haushaltsberatungen hatten SPD, FDP und UWG die hohe Pro-Kopf-Verschuldung angeprangert.

Vor zwölf Jahren hatte Meerbusch 79 Millionen Euro Schulden für Investitionen aufgenommen. Diese Verbindlichkeiten sind mit einem Hauskredit vergleichbar: Zwar werden Schulden aufgenommen, sie sind aber durch einen Wert abgedeckt. Ende 2011 lag das Volumen der Investitionskredite bei 106 Millionen.

Hinzu kommen knapp 13 Millionen Euro an so genannten Kassenkrediten. Sie sind mit einem Dispo-Kredit vergleichbar, dienen dazu, dass die Stadt zahlungsfähig bleibt. Vor zwölf Jahren hatte Meerbusch keinerlei Kassenkredite. Gegen den Landestrend hat Meerbusch im vergangenen Jahr diese Kassenkredite um 9,5 Prozent abgebaut.

Ärgerliche Zinsen

"Natürlich wäre es mir lieber, wenn wir den Stand ganz auf null gebracht hätten", sagt Kämmerer Helmut Fiebig. "Es ist ärgerlich, wenn man dafür Zinsen zahlen muss." Dennoch genüge ein Blick auf die reine Pro-Kopf-Verschuldung nicht, um eine präzise Aussage zum wahren Schuldenstand machen zu können. "Man muss die Zahlen ins Verhältnis setzen." Die Stadt Meerbusch hat ein Bilanzvolumen von 586 Millionen Euro. So viel sind die städtischen Gebäude, die Straßen, das Kanalnetz und alle anderen städtischen Einrichtungen wert.

"Von diesem Betrag haben wir 106 Millionen Euro durch langfristige Kredite finanziert. Wenn man das grob mit einem Hauskauf vergleicht, dann entspräche das bei einem Hauspreis von 300 000 Euro einem Kredit von etwas mehr als 50 000 Euro", sagt der Kämmerer. "Das würden viele Hauskäufer als durchaus in Ordnung empfinden." Fiebig räumt jedoch ein, dass eine städtische Straße eine weniger gängige Handelsware als ein Haus ist.

Der städtische "Dispo" von 13 Millionen Euro sei mit dem Jahresumsatz von 140 Millionen Euro ins Verhältnis zu setzen. Fiebig: "Das entspricht rund einem Monatsgehalt."

(RP/rl/jco)
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