Meerbusch Moderator könnte helfen

Meerbusch · Wer die Schließung einer Schule in einem nicht-öffentlichen Arbeitkreis auf den Weg bringt, muss sich über Proteste nicht wundern: Schulexperten raten zu Transparenz und Kommunikation.

 Christa Dyrda erklärt, worauf bei einer Schulstrukturdebatte zu achten ist und welche Fragen und Punkte unbedingt beantwortet und abgehandelt werden sollten.

Christa Dyrda erklärt, worauf bei einer Schulstrukturdebatte zu achten ist und welche Fragen und Punkte unbedingt beantwortet und abgehandelt werden sollten.

Foto: Ulli Dackweiler

Christa und Klaus Dyrda sind bundesweit anerkannte Experten in Schulangelegenheiten. Sie waren seit 1997 in ganz Deutschland tätig, begleiteten in 40 Kommunen das Modell "Lernen vor Ort" im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und beraten aktuell unter anderem in Solingen, Remscheid, Vlotho, Mönchengladbach und Fröndenberg die Verwaltung bei der Neustrukturierung der Schullandschaft.

Vor dem Hintergrund der beabsichtigten Schließung der Katholischen Barbara-Gerretz-Grundschule in Osterath durch die Stadt sprach die RP mit den beiden, in Nierst lebenden Fachleuten über Transparenz und Kommunikation im Entscheidungsprozess. Das Meerbuscher Vorgehen — hinter verschlossenen Türen in einem Arbeitskreis eine Entscheidung vorbereiten, an der Politik und Betroffene kaum noch etwas ändern können — sei keineswegs außergewöhnlich, sagte Klaus Dyrda.

"Das ist die übliche Prozedur." Die Verwaltung entscheide, und der so genannte mündige Bürger komme in dem Prozess gar nicht vor. "So geht's natürlich nicht", urteilt auch Christa Dyrda. In Meerbusch schon gar nicht: Der Meerbuscher sei nicht autoritätsgläubig, erklärt der ausgebildete Soziologe Klaus Dyrda. Gleichwohl bricht er auch eine Lanze für die Verwaltung. "Die steht oft auch zu Unrecht unter Generalverdacht", meint er.

Für eine Schulstrukturdebatte müsse die Kommune die Menschen mitnehmen, ausreichend Zeit einplanen und darauf achten, dass die Debatte sachorientiert und im Sinne der Kinder verlaufe. Es habe sich schon oft bewährt, einen externen Moderator zu beschäftigen, der nicht im Verdacht stehe, eigene Aktien in dem Verfahren zu haben. Eigentlich sei das gesellschaftliche Denken gerade in einem Umbruch.

"Die Allgemeinheit kann es sich nicht erlauben, Bildungsstandorte aufzugeben. Die wesentliche Frage in diesen Zeiten lautet, wie kann ich mein Bildungsangebot attraktiver machen", erklärt Dyrda. Nähe und Qualität seien dabei von besonderer Bedeutung. Das seien Kriterien, die von Eltern zunehmend gefordert würden. Dazu zähle auch, dass ein städtisches Angebot möglichst alle Schulformen in vielen Schattierungen (zum Beispiel konfessionell oder mit spezieller pädagogischer Ausrichtung wie Montessori) vorhalte. Insbesondere sei zu überlegen, ob eine Kommune gewachsene Strukturen in einem gewachsenen Einzugsgebiet auflösen sollte.

Wenn heute von einer Bildungskarriere gesprochen werde, dann beginne sie im Kindergarten und ende an der Universität oder in der Berufsausbildung. Also müsse eine Stadt wie Meerbusch bei ihren Überlegungen mindestens einen Plan für die kommenden 18 Jahre aufstellen. Die bislang üblichen fünf Jahre seien deutlich zu wenig und ein Konzept für eine solche Periode deutlich zu kurz gedacht, erklären die beiden Experten. In Schulfragen sollte es weder Gewinner noch Verlierer geben.

(RP/rl)
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