Meerbusch Neuer Streit um geschlossene Schranke

Meerbusch · Rund 375 Unterschriften haben Anwohner gegen eine Öffnung der Schranke am Bommershöfer Weg gesammelt. Die Straße sei nicht breit genug, um den Durchgangsverkehr aufzunehmen. Rat leitet Bebauungsplanverfahren ein

 Die Schranke am Bommershöfer Weg: Um sie weg zu bekommen, müsste der Bebauungsplan geändert werden. Anwohner sprechen sich gegen die Öffnung aus.

Die Schranke am Bommershöfer Weg: Um sie weg zu bekommen, müsste der Bebauungsplan geändert werden. Anwohner sprechen sich gegen die Öffnung aus.

Foto: Ulli Dackweiler

Die Anwohner rund um den Bommershöfer Weg machen mobil. In weniger als vier Wochen haben sie fast 400 Unterschriften gesammelt. Ihr Ziel: Das Öffnen der Schranke unbedingt verhindern. "Der Bommershöfer Weg ist nicht breit genug für den Durchgangsverkehr", sagte Sonja Geldmacher, die seit 1992 im benachbarten Wohngebiet lebt. In der Ratssitzung nutzte sie die Einwohnerfragestunde, um Politik und Verwaltung auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Eine Seite der Fahrbahn sei bereits durch parkenden Autos blockiert.

Allein wenn man mit dem Fahrrad dort entlang fahre und der Bus entgegenkomme werde es schon eng. Die Bürger befürchten, dass nach der Öffnung der Schranke "Menschen zu Schaden" kommen könnten. Die Senioren des angrenzenden Altenheims seien öfter mit Rollatoren dort unterwegs.

Das Argument von Arkaden-Betreiber Peter Soliman, mit der Öffnung des Bommershöfer Wegs werde mehr Kaufkraft in den Ortskern kommen, wollen die Anwohner so nicht nachvollziehen. "Wir schaffen es schon seit mehr als 20 Jahren mit dem Rad einzukaufen, warum soll das nicht so weiter gehen", sagte Sonja Geldmacher. Sie und viele andere Anwohner auch hätten sich Anfang der 1990er Jahre "bewusst entschieden", in das verkehrsberuhigte Wohngebiet zu ziehen. Manfred Köllges, Anwohner und Mitglied der Bürgerinitiative, fragte Bürgermeister Dieter Spindler ganz offen: "Hat die Stadt dem Investor der Arkaden schon fest versprochen, die Schranke zu öffnen?". Der Rat nutzte die letzte Sitzung vor der Sommerpause zu einem munteren Wortgefecht. Denn eine Entscheidung — Schranke wird geöffnet oder Schranke bleibt offen — stand überhaupt nicht zur Debatte.

Die Schrankenanlage, die bisher den direkten Autoverkehr ins Ortszentrum unterbindet, ist Bestandteil des Bebauungsplanes, der Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre aufgestellt wurde. Trotz 16 Gegenstimmen aus den Reihen des Rats soll der Bebauungsplan nun geändert werden. "Das Verfahren wird sich vermutlich ein bis zwei Jahre hinziehen", sagte Bürgermeister Dieter Spindler. Selbstverständlich werden auch die Anwohner gehört, so der Bürgermeister. Welche Interessen allerdings in die Entscheidung einfließen, da wagte Spindler keine Vorhersage.

"Es geht ja auch darum, das Ortszentrum zu stärken, wenn auf dem ehemaligen Ostara-Gelände ein neuer großer Supermarkt gebaut wird", sagte Klaus Rettig (FDP). Er sprach sich allerdings auch dafür aus, die Bürgerbeteiligung abzuwarten, bevor eine Entscheidung gefällt wird.

"Ich habe den Eindruck, das klare Planungsziel ist das Öffnen der Schranke", sagte Ilse Niederdellmann (SPD). Sie könne sich allerdings nicht erklären, was sich in Osterath in den letzten Jahren auf einmal so stark verändert habe, dass eine Öffnung der Schranke nun nötig ist. "Wir warten immer noch auf ein Gesamtkonzept für Osterath, das Wort Masterplan mag ja keiner mehr in den Mund nehmen", so Niederdellmann. Sie prophezeite: "Wenn nur die Schranke aufgeht, wird es ein Chaos geben." Doch das Wort "Chaos" wollte Werner Damblon (CDU) überhaupt nicht gelten lassen. Er setzt darauf, das sich ein Arbeitskreis intensiv mit dem Thema beschäftigt und Lösungen ausarbeitet. Strikt gegen die Öffnung der Schranke ist Jürgen Eimer (SPD). "Es geht nicht darum, die Wünsche eines Investors zu befriedigen, sondern um die Belange aller Anwohner", sagte Eimer. Und: In Osterath sei nicht vom einen auf den anderen Tag alles anders.

Die Schranke als reine Einzelmaßnahme öffnen, das kommt auch für den Grünen Jürgen Peters nicht in Frage. Er setzt ebenfalls auf ein Gesamtkonzept für Osterath. Wie das allerdings aussehen könnten, darüber gab es noch nichts konkretes.

(RP)
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