Meerbusch Notabläufe für die Regenflut

Meerbusch · Die Verwaltung will die Stadt besser auf Starkregenereignisse vorbereiten. Eine Ingenieurgesellschaft rechnete für Osterath durch, wo Überschwemmungen drohen. Neben neuen Kanälen könnten auch Notabläufe gebaut werden.

 Die Feuerwehr im Pumpen-Einsatz auf der Straße Am Mühlenbach am Tag des Starkregens, dem 3. Juli 2009.

Die Feuerwehr im Pumpen-Einsatz auf der Straße Am Mühlenbach am Tag des Starkregens, dem 3. Juli 2009.

Foto: Ulli Dackweiler

Den Klimawandel merkt man auch in Meerbusch. Extreme Wettereignisse werden häufiger. Nun ist die Stadt verpflichtet, ihr Kanalsystem so auszulegen, dass es zum Beispiel mit den stärksten Niederschlägen fertig wird, die alle fünf Jahre zu erwarten sind. Doch was ist mit Fluten, die (rein statistisch) nur alle zehn oder 50 Jahre hereinbrechen?

Im 2009 vom Regen besonders betroffenen Osterath will die Stadt nun versuchen, sich besser auf solche "Jahrhundertregen" vorzubereiten. Da dort ohnehin die Sanierung des gut 70 Kilometer langen Kanalnetzes (Kosten: 3,4 Millionen Euro) ansteht, verbindet der Fachbereich Straßen und Kanäle dies mit einem besseren Starkregenschutz. Neben neuen, Kanälen könnten auch Notabläufe in Felder am Ortsrand angelegt werden.

Die Aachener Ingenieurgesellschaft Diering hat anhand der Daten von mehreren Dutzend vergangener Starkregen die Folgen von besonders starkem Niederschlag für das Osterather Kanalnetz durchgerechnet. Das Besondere dort sind drei Hauptsammler, die Schmutz- und Regenwasser aus dem 400 Hektar großen Einzugsgebiet zur Bodenfilteranlage am Mühlenbach in Bovert leiten. Von dort fließt das gesäuberte Wasser über den Mühlenbach Richtung Rhein.

Die Kapazität dieser Anlage ist allerdings begrenzt. Abteilungsleiter Matthias Unzeitig spricht von einer "Flaschenhalssituation". An der Straße Mühlenbach kam es dann auch im Juli 2009 zu Überschwemmungen von tiefer gelegenen Wohnungen und Garagen. Die Wassermassen hatten Kanaldeckel einfach weggesprengt. Die Ingenieure errechneten, dass bei extremen Regenfällen beim heutigen Zustand des Netzes neben der Straße Mühlenbach auch an der Thomas-Mann-/Goethestraße (Hoterheide), am Mollsfeld, im Osterather Ortskern und im Osterather Westen Überschwemmungen drohen.

Die Sanierung soll nun zunächst den Schutz vor den Fünf-Jahres-Ereignissen auch an diesen Punkten gewährleisten. Dabei wird nicht nur repariert — einige Kanäle werden auch breiter, um die Kapazität des Netzes zu erhöhen. Unter dem Radweg der Strümper Straße soll beispielsweise der Hauptsammler auf einer Länge von 550 Metern neu gebaut werden. Er wäre dann einen Meter breit und 1,50 Meter hoch.

Das Auslegen der Kanalisation auf Fluten, die nur alle 30 oder 50 Jahre vom Himmel stürzen, hält Unzeitig für unbezahlbar. Die Stadt verfolgt nun die Idee, Ackerflächen rund um Osterath anzukaufen und dort Senken anzulegen. Diese könnten weiter landwirtschaftlich genutzt und notfalls mit Regenwasser geflutet werden. Das soll das Kanalnetz soweit entlasten, dass größere Überschwemmungen im Ort vermieden werden. Elf Standorte hat die Stadt im Auge, von Äckern neben der Strümper Straße bis zu Feldern am Mollsfeld und der südlichen Kaarster Straße. Kosten würde dies etwa 1,5 Millionen Euro. Entscheiden muss nun die Politik.

(RP)
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