Meerbusch Notfallseelsorge: Rotes Kreuz steigt aus

Meerbusch · Ab sofort ist der Einsatz der Notfallseelsorge erstmals allein Sache der evangelischen und der katholischen Kirche

 180 Einsätze fährt die Notfallseelsorge, doch kaum einer war länger und intensiver für Pfarrerin Angelika Ludwig, Volker Schwach und die Kollegen als nach dem Mord an einer Jobcenter-Mitarbeiterin.

180 Einsätze fährt die Notfallseelsorge, doch kaum einer war länger und intensiver für Pfarrerin Angelika Ludwig, Volker Schwach und die Kollegen als nach dem Mord an einer Jobcenter-Mitarbeiterin.

Foto: L. Berns

Der Kreisverband des DRK steigt aus der Trägergemeinschaft für die ökumenische Notfallseelsorge aus, die ab sofort allein Sache der evangelischen und katholischen Kirche ist. Die Kirchen stellten jetzt ein neues Konzept vor, das auf die rasante Entwicklung des Dienstes seit seiner Gründung 1999 zugeschnitten ist. Denn die Notfallseelsorge ist längst im gesamten Kreisgebiet unterwegs – und manchmal sogar darüber hinaus.

Die Meerbuscher Geistlichen sind Teil des Konzepts. Sie stehen in der Regel an jeweils sieben Tagen im Jahr 24 Stunden lang in Rufbereitschaft. Die für die Evangelische Gemeinde Lank wirkende Pfarrerin Ute Saß war erst vor wenigen Tagen wieder als Notfallseelsorgerin tätig. Sie überbrachte einer Familie eine Todesnachricht. Solche Einsätze gehören zum Gravierendsten, was Geistliche in ihrem Berufsleben erfahren – darin sind sich Ute Saß und Pfarrer Wilfried Pahlke einig. Bei Großeinsätzen kann es passieren, dass Pfarrer auch außerhalb ihrer Rufbereitschaft angefragt werden. Ute Sass war etwa nach der tödlichen Messerattacke gegen eine Neusser Jobcenter-Mitarbeiterin Ende September für traumatisierte Kollegen des Opfers da.

Die Notfallseelsorge sieht Saß "gut aufgestellt". Das System sei gut organisiert. Sie lobt besonders die ehrenamtlichen Fahrer, die die Geistlichen abholen, zum Einsatzort fahren und auch noch andere Aufgaben erledigen. Erst vor wenigen Wochen wurde ein neues Fahrzeug in Dienst gestellt.

Auch die Ausweitung des Aktionsradius spiegelt sich in der neuen Trägerversammlung wider. Auf evangelischer Seite war der zunächst nur in Neuss etablierte Dienst an den evangelischen Gemeindeverband angebunden, erinnert sich Superintentent Hermann Schenck. Durch Beschluss der Kreissynode wird die evangelische Gemeinde nun durch den Kirchenkreis Mönchengladbach/Neuss vertreten. Auf katholischer Seite steht nun das Kreisdekanat als Träger hinter diesem, wie es Schenk betont, "unverzichtbaren Dienst, den beide Kirchen der Öffentlichkeit leisten ohne nach der Religionszugehörigkeit zu fragen." Kreisdechant Guido Assmann fügt hinzu: "Seelsorge ist Kerngeschäft der Kirche." Die Geschäftsführung, wo etwa Spenden oder Kosten für die Weiterbildung der Ehrenamtlichen verbucht werden, wechselte deshalb ebenfalls – vom DRK zur katholischen Rendantur.

Anlass für den Ausstieg des DRK war offenbar ein Dissens über einen Fahrer, der nach Überzeugung des DRK unhaltbar geworden war. Daraus erwuchs ein Streit über die Frage, wer die Mannschaft der Fahrer stellt, die bis zu diesem Tag ausnahmslos DRK-Angehörige waren.

(RP)
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