Meerbusch Ostara: Wirbel um neue Straßennamen

Meerbusch · Über die von der Verwaltung vorgeschlagenen Straßennamen für das neue Wohn- und Gewerbegebiet soll noch einmal nachgedacht werden. Politiker möchten eine Diskussion um Nazi-Vergangenheit vermeiden.

 Auf dem ehemaligen Gelände von Ostara plant der Oberhausener Investor Carat rund 220 neue Wohnungen. Dazu kommt ein Supermarkt mit Parkplätzen.

Auf dem ehemaligen Gelände von Ostara plant der Oberhausener Investor Carat rund 220 neue Wohnungen. Dazu kommt ein Supermarkt mit Parkplätzen.

Foto: Ulli Dackweiler

Mit den Straßennamen ist das eigentlich ganz einfach: Wer am Rosenweg wohnt, kann fast sicher sein, dass es in der Nähe auch einen Astern- und Nelkenweg gibt. Und an der Goethestraße ist der Schillerplatz nicht weit weg. Blumen- oder Dichterviertel nennt man solche zusammenhängenden Straßenzüge dann. Mit dem Ostara-Gelände hat die Stadt so was Ähnliches vor. Dort sollen mehr als 200 neue Wohnungen sowie ein Supermarkt entstehen. Sieben Straßen führen in das Gebiet.

Weil dort von bis zu 800 Mitarbeitern jahrzehntelang Keramik und Fliesen produziert worden sind, sollen die Namen der sieben neuen Straßen auch daran erinnern. Im Hauptausschuss wurden die Vorschläge nun vorgestellt. Doch sie stießen auf wenig Gegenliebe und wurden erst einmal vertagt. Vorgeschlagen von der Verwaltung wurde Folgendes: Eine Planstraße soll nach dem Firmengründer Matthias Grates benannt werden, eine weitere nach Jakob Faulhaber, der das Unternehmen 1933 aus der Insolvenzmasse kaufte und weiterführte. Die dritte Straße soll den Namen Benno Hölssig tragen, dem letzten Geschäftsführer des Familienunternehmens. Die Planstraßen vier bis sechs sollen Mosaikstraße, Keramikstraße und Fliesenstraße heißen. Die Vorschläge für die Namen stammen teilweise vom Verein "Pro Osterath" und ehemaligen Mitarbeitern von Ostara, die sich Gedanken gemacht haben.

"Man weiß aber gar nicht so genau, was in der Zeit von 1933 bis 1945 eigentlich rund um das Werk passiert ist. Welche Rolle die Personen spielten", sagt Jürgen Peters von den Grünen. Ganz ähnlich sieht es Thomas Gabernig von der FDP. Auf Deutsch: Die Politiker haben Bedenken, dass die vorgeschlagenen Straßennamen an Personen erinnern, die möglicherweise in irgendeiner Art und Weise etwas mit dem Nazi-Regime zu tun hatten. Um eine Diskussion, wenn es schon zu spät ist, zu vermeiden, sollen nun Alternativen überlegt werden.

Die Verwaltung hat sich schon Gedanken gemacht. Denkbar wäre: "Am Tunnelofen, An den Öfen, Am Sprühturm, Steinzeugweg, Auf der Glasurstraße, Am Ofenbrand". Das sind alles Namen der ehemaligen Produktionsstätten. Für Thomas Gabernig von der FDP ist klar, dass auch der Name Ostara in dem neuen Wohngebiet vorkommen muss. "Schade, dass es in Osterath schon eine Ostarastraße gibt, aber man könnte doch eine Straße Ostara-Allee nennen, sagt Gabernig. Auf jeden Fall sollten die Namen etwas mit der früheren Nutzung zu tun haben.

Jürgen Peters von den Grünen kann sich aber nicht vorstellen, eine Straße etwa "Keramikstraße" zu nennen. "Wenn man im Bauhaus nach Keramik sucht, landet man in der Sanitärabteilung", sagt Peters. In dem Neubaugebiet sollten die Straßen seiner Ansicht nach auch Frauennamen tragen. "Frauennamen sind bei den Straßen eh absolut unterrepräsentiert", sagt Peters.

Er hat unter anderem den Namen "Anne-Frank-Straße" ins Gespräch gebracht. Peters hat Kontakt mit dem Verein "Pro Osterath" aufgenommen, um gemeinsam neue Vorschläge zu erarbeiten. Das Thema Straßennamen wird nun noch einmal im Ausschuss beraten. Ende des vergangenen Jahres hatte der Rat mit seiner Mehrheit aus CDU und Grünen den Bau eines 4000 Quadratmeter großen Supermarkts mit Parkplätzen beschlossen. Dazu kommen 220 Wohnungen. Voraus gegangen waren zehn Jahre Planungszeit. FDP und SPD hielten den geplanten Supermarkt bis zuletzt für "überdimensioniert."

CDU und Grüne gehen dagegen davon aus, dass in Osterath ein ökologisches Vorzeigeprojekt mit Solartechnologie, Blockheizkraftwerk und reduzierter Versiegelung entstehen wird. In den nächsten Wochen sollen nun die ersten Arbeiten auf der mehr als 10 000 Quadratmeter Brachfläche beginnen.

(RP/ac)
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