Meerbusch Osterath droht ein Luftreinhalteplan

Meerbusch · Das Gutachten zum Bau der K9n hat ergeben, dass der Stickstoffdioxid-Grenzwert mehrfach klar überschritten wird.

 Eine Luftmessstation in Krefeld. Sollte in Osterath ein Aktionsplan oder ein Luftreinhalteplan notwendig werden, dürfte solch ein Container auch nahe der Meerbuscher Straße aufgestellt werden.

Eine Luftmessstation in Krefeld. Sollte in Osterath ein Aktionsplan oder ein Luftreinhalteplan notwendig werden, dürfte solch ein Container auch nahe der Meerbuscher Straße aufgestellt werden.

Foto: Thomas Lammertz

Osterath-Bovert hat ein Problem mit dem Luftschadstoff Stickstoffdioxid. Dieser kann in hoher Konzentration Kopfschmerzen und Atemnot auslösen. Aus dem aktualisierten Gutachten zum geplanten Bau der Kreisstraße 9n geht hervor, dass der erlaubte Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Stickstoffdioxid schon jetzt an diversen Punkten der Meerbuscher Straße deutlich überschritten wird.

Würde das fehlende Stück Kreisstraße durch die Felder zwischen Bovert und Strümp in Betrieb genommen, sagt der Gutachter für 2015 einen weiteren, geringfügigen Anstieg voraus. Dann würde der Grenzwert jedoch zum Teil um mehr als zehn Prozent überschritten.

Der umstrittene Bau der zwei Kilometer langen K9n muss daher möglicherweise mit einem Aktionsplan oder sogar einem aufwendigen Luftreinhalteplan verknüpft werden. Diese würden Maßnahmen zur Senkung der Schadstoffbelastung vorschreiben. Sollte das nicht funktionieren, wären bei einem Luftreinhalteplan Strafzahlungen der Stadt möglich. Zur Kontrolle dieser Maßnahmen wäre die Aufstellung einer Luftmessstation erforderlich. Zurzeit steht die nächste Station im Krefelder Hafen.

Der Gutachter wird seine Untersuchung am Dienstag, 20. November, im Planungsausschuss vorstellen (17 Uhr, Bürgerhaus Lank). Bei der Stadtverwaltung ist zurzeit nicht klar, ob ein umfassender und kostenintensiver Luftreinhalteplan notwendig wird — das Gutachten macht dazu keine konkreten Aussagen. "Ich möchte die Fragen dazu vom Gutachter genau beantwortet haben", sagt Planungsdezernent Just Gérard. Die Kommune hat dabei keinen Spielraum. Sollten Grenzwerte überschritten werden, müssen Bezirksregierung und Landesamt für Umweltschutz (LANUV) aktiv werden. Bleiben die Behörden trotz Grenzwert-Verstößen untätig, können Bürger Aktionspläne auch einklagen.

Das Gutachten enthält zumindest eine gute Nachricht: Die Belastung durch das als krebserregend geltende Benzol und Feinstäube sollen nach Angaben des Gutachters auch nach dem Bau der K9n ("mit 91-prozentiger Wahrscheinlichkeit") unter den gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerten bleiben. Grund für die Schadstoffbelastung in Osterath ist in erster Linie der Verkehr auf der nahen Autobahn A 57.

Im Gutachten sind eine Reihe von Maßnahmen vorgeschlagen, um die Stickstoffdioxid-Werte zu senken: Etwa ein Lkw-Routenkonzept, das den Schwerlastverkehr auf der Meerbuscher Straße "so weit wie möglich" einschränken soll, eine "Grüne Welle", spezielle Zeiten für die Laster der Müllabfuhr, ein neuer Kreisverkehr oder ein Tempolimit. Problem: Die Maßnahmen sind entweder schon umgesetzt oder nicht praktikabel. Im betroffenen Abschnitt gilt Tempo 50. SchwerlastVerkehr gibt es kaum — die häufig geschlossenen Bahnschranken schrecken Lkw-Fahrer ab.

Einen Punkt, der die Schadstoffwerte nach oben treiben könnte, kannte der Gutachter übrigens noch nicht: Die Meerbuscher Straße dürfte in den kommenden Jahren einer der Zufahrtswege zur größten Baustelle Nordrhein-Westfalens werden. Schließlich plant Netzbetreiber Amprion im Osterather Süden die Errichtung eines 390 Millionen Euro teuren Großkonverters.

(RP/rl)
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