Meerbusch Polizei warnt vor Gewinnspiel-Abzocke

Meerbusch · Millionengewinne und plötzliche Erbschaften — immer wieder werden Senioren Opfer von falschen Gewinnspielen, die per Post ins Haus flattern. Die Polizei rät: Finger weg von den Briefen und ab in den Müll damit

 Der Meerbuscher Jürgen Bergert soll zwölf Millionen Dollar erben – heißt es in diesem Brief. Meist verbirgt sich aber irgendwo im Kleingedruckten eine Zahlungsaufforderung.

Der Meerbuscher Jürgen Bergert soll zwölf Millionen Dollar erben – heißt es in diesem Brief. Meist verbirgt sich aber irgendwo im Kleingedruckten eine Zahlungsaufforderung.

Foto: Röse

Wenn man dem folgenden Glauben schenkt, könnte man meinen, Jürgen Bergert wäre ein echter Glückspilz: Vor kurzem erhielt der Meerbuscher einen Brief von einem gewissen Richard Brooks, der angeblich ein Investitionsleiter in einer hoch geachteten Bank im Vereinigten Königreich ist. In diesem Brief bittet besagter Investitionsleiter Jürgen Bergert, "den Inhalt dieser Post vertraulich" zu halten im Gegenzug will auch Brooks niemanden über die Konversation der beiden informieren. Schließlich gehe es um eine ernste Sache: Jürgen Bergert soll von seinem bei einem Erdbeben verstorbenen Verwandten Uwe Bergert rund 12 Millionen Dollar geerbt haben.

Bloß hat Jürgen Bergert keinen Verwandten, der Uwe heißt und, dass er 12 Millionen Dollar von ihm erbt, glaubt er auch nicht. "Man kennt diese Tricks ja", sagt Bergert. Mit dem Schreiben des britischen Investment-Bankers ging Bergert zur Polizei. Und die riet: Den Brief ignorieren und wegwerfen.

"Das ist das Beste, was man tun kann", bestätigt auch Polizeisprecher Hans-Willi Arnold. Seit Jahren kenne man das Problem solcher Anschreiben und falscher Gewinnspiele. Besonders Senioren seien beliebte Opfer der Betrüger. Wobei man diesen den Betrug meistens nicht einmal beweisen könne, sagt Arnold: "Irgendwo haben die in ihren Unterlagen dann im Kleingedruckten die wirklichen Bedingungen zur Teilnahme aufgeführt. Deshalb ist das keine Straftat", so Arnold. Das gelte ebenso für die sogenannten Kaffeefahrten, bei denen vermeintliche Gewinner von Preisausschreiben bei einem Busausflug zum Kauf von überteuerten Elektrogeräten überredet werden.

Zu genau so einer Kaffeefahrt wurde jetzt auch ein 78-jähriger Osterather eingeladen: Der Senior, der lieber ungenannt bleiben will, hatte im Mai ein Schreiben bekommen, dass er, wenn er innerhalb von drei Tagen auf den Brief reagiere, nicht nur einen Preis im Wert von 24 000 Euro gewinnen könne, sondern auch eine Reise nach Venedig geschenkt bekäme. Der 78-Jährige antwortete — und erhielt keinen der ausgelobten Preise. Bis jetzt. Denn nun hat er einen weiteren Brief bekommen, er habe seinen Gewinn nicht abgeholt und sei nun zu einer Kaffeefahrt eingeladen. Doch die will der Osterather auf keinen Fall antreten: "Man weiß ja, was dort geschieht. Und gerade ältere Leute wie mich versucht man, mit so was hinters Licht zu führen." Im Internet habe er sich über die Machenschaften des Gewinnspiel-Anbieters informiert und auch die Polizei verständigt. "Die sagten, sie kennen den Fall, aber machen können sie nichts. Außer natürlich zu raten, auf solche Angebote keinesfalls einzugehen. Aber es gibt wohl genügend Menschen, die darauf reinfallen", sagt der Rentner.

Auch Polizeisprecher Hans-Willi Arnold rät von der Teilnahme an Kaffeefahrten ab: "Es sind schon Polizisten dort mitgefahren. Der Umgangston ist sehr rau, und ob sich gerade ältere Menschen dann dagegen durchsetzen können und tatsächlich nichts kaufen, ist fraglich." Doch hätten die Ermittlungen der Polizei wenige Fortschritte gemacht. "Das, was auf den Kaffeefahrten geschieht ist ja nicht kriminell." Also gibt es am Ende wohl nur einen Rat, der hilft, wenn man mit falschen Gewinnbenachrichtigungen überhäuft wird: Ab in den Müll damit.

(lai)
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