Meerbusch "Polizeibeamte werden zur Zielscheibe"

Meerbusch · Wenn ihr Handy klingelt, ist die Lage ernst. Am anderen Ende der Leitung: ein Polizist oder eine Polizistin. Es geht um ein erschütterndes Ereignis. Im Mittelpunkt steht jemand, der sein Leben der öffentlichen Ordnung oder der Aufklärung der schlimmsten Verbrechen verschrieben hat. Die Kontaktaufnahme ist ein Hilferuf in grün.

 Bianca van der Heyden, Landespfarrerin für Polizeiseelsorge, erzählte in der Lanker Kreuzkirche von ihrer Arbeit.

Bianca van der Heyden, Landespfarrerin für Polizeiseelsorge, erzählte in der Lanker Kreuzkirche von ihrer Arbeit.

Foto: Ulli Dackweiler

Der psychische Druck, die Belastung waren zu groß, innere Konflikte, Ängste und Träume von abscheulichen Tatorten lassen den Beamten oder die Beamtin nicht mehr los.

Bianca van der Heyden (41) ist seit sieben Jahren Polizeipfarrerin und heute als Landespfarrerin für Polizeiseelsorge für 7000 Beamte verantwortlich. Sie ist Zuhörerin und Begleiterin. "Ich bin sieben Tage die Woche in Bereitschaft und immer da, wenn man mich braucht", sagt Bianca van der Heyden. Wer ihren Worten lauscht, spürt sofort, dass sie das nicht nur sagt — sie lebt es. Mit Hingabe und vollem Einsatz widmet sich die Christin den meist stark bedrückenden Problemen von Polizisten. "Sie kämpfen gegen das Böse, das Schlimmste", so van der Heyden. Dabei war ihr heutiger Job in ihrem Lebenslauf nicht so geplant, für sie ist es eine Berufung. "Als Kind wollte ich auf gar keinen Fall Lehrerin oder Polizistin werden", berichtet Bianca van der Heyden. "Nach Studium, und Vikariat wusste ich, mein Herz schlägt für die Seelsorge." In Saarbrücken landete sie über den Sonderdienst (Vollzeitstelle für Pfarrer ohne feste Gemeinde) unter anderem beim City-Dienst. "Damals wurde die Notfall-Seelsorge gerade neu geschaffen", sagt Bianca van der Heyden. "Und meine Fortbilderin war auch für die Polizei tätig."

Van der Heyden absolvierte einige Zeit später ein Praktikum bei der Mönchengladbacher Polizeibehörde. Den Alltag von rund 800 Polizisten lernte sie so kennen, fuhr mit zu Einsätzen und erkannte eine weitere Problematik. "Früher hat die Uniform einen Beamten geschützt, heute macht sie ihn zur Zielscheibe", so van der Heyden. Vor drei Jahren habe die Rheinische Landeskirche allerdings "Mut gefasst" und für diesen Aufgabenbereich feste Stellen eingerichtet, das einstige "Sonderprogramm mit Sonderdienststellen" wurde eingestellt. Heute sitzt Bianca van der Heyden mittendrin. "Mein Büro ist im Düsseldorfer Polizeipräsidium." Eine Sonderausbildung zur Ehe-, Familien- und Lebensberaterin folgte. Obwohl Polizisten teilweise "eher kirchenferne Klientel" seien, weiß von ihnen jeder, "dass ich im internen Telefonverzeichnis stehe und jederzeit angerufen werden kann". Ohne, dass ein Kollege oder Vorgesetzter informiert werden muss.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort