Meerbusch Polsterer mit Leib und Seele

Meerbusch · Herbert und Bernd Remers reparieren im Familienbetrieb an der Arndtstraße in Lank-Latum Polstermöbel. Von Möbelstücken, die billig gekauft werden und schnell auf den Sperrmüll wandern, halten sie nichts.

 Die Handwerker Herbert Remers und sein Sohn Bernd reparieren im Familienbetrieb an der Arndtstraße in Lank-Latum alte Möbelstücke.

Die Handwerker Herbert Remers und sein Sohn Bernd reparieren im Familienbetrieb an der Arndtstraße in Lank-Latum alte Möbelstücke.

Foto: Ulli DackweilER

"So einen Sessel wirft niemand weg", lobt Herbert Remers die Qualität des Sitzmöbels, an dem er gerade arbeitet. Als der heute 75-Jährige sein Handwerk erlernte, nannte sich der Berufszweig "Polsterer". Heute sind es Raumausstatter, die Polstermöbel reparieren. Aber die Bezeichnung ist Herbert Remers und seinem Sohn Bernd ziemlich gleichgültig. Beide haben sich mit Leib und Seele dieser handwerklichen Tätigkeit verschrieben und üben sie im Familienbetrieb an der Arndtstraße in Lank-Latum aus. Das Gestell des schweren Sessels aus Buchenholz begeistert beide: "Der war teuer."

Von Möbelstücken, die preiswert gekauft werden und schnell auf den Sperrmüll wandern, halten Senior und Junior nichts: "Da sind keine Federn drin, sondern Holzplatten oder Styropor." Bei dem Möbelstück aber, das ziemlich entblößt vor ihnen liegt, lohnt sich eine Reparatur – auch wenn sie bei einem Vollpolstersessel bis zu 500 Euro kosten kann. "Das kommt auf den Verschleißgrad und den Arbeitsaufwand an", so Herbert Remers. Die Polster müssen repariert und die Federn vielleicht erneuert werden. Der Bezugsstoff hat auf jeden Fall ausgedient, und je nach Geschmack ist der neue teuer. "Da kostet der Meter zwischen 30 und 150 Euro", erklärt Bernd Remers (46) und betont, dass der Stoff in den Arbeitslöhnen nicht enthalten ist.

Doch daran denken die Raumausstatter nicht, wenn sie sich mit dem Innenleben des Polstermöbels befassen. Um die Armlehnen wird eine Schicht Dacron Vlies mit Sprühkleber aufgelegt. Ein riesiger Ballen dieses Materials, das den darüber anzuordnenden Stoff besser gleiten lässt, hängt an der Decke der Werkstatt. Und irgendwann wird jedes Möbelstück mit einer Polsternadel gepieckst. Von diesem gebogenen, spitzen Handwerkszeug ist bei Remers ein gutes Sortiment vorhanden. Der Geißfuß ist auch unerlässlich. Er wird zum Herausnehmen der Nägel gebraucht. Als Spezialwerkzeug dagegen gilt der Gurtspanner, ein Holz mit scharfen Nagelenden, das zum Spannen der Jutegurte gebraucht wird.

Richtig raffiniert aber wird es, wenn ein Ledersessel überholt werden muss. Die Profihandwerker können einiges über offene Heftung, das komplizierte Befestigen der Knöpfe und das Einschlagen von Ziernägeln erzählen: "Daran wird rund eine Woche gearbeitet." Bei dieser Präzision wundert es nicht, dass in die Jahre gekommene Möbel aus der gesamten Region darauf hoffen, in Lank-Latum ein neues Innenleben und Outfit verpasst zu bekommen.

(RP)
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