Meerbusch Protest-Party gegen Rauchverbot

Meerbusch · Der Dunst steht in der Luft, an der Theke werden Pils und Alt getrunken, an anderer Stelle dürfen es auch Wein oder ein Whiskey sein. Und fast in jeder Hand steckt eine Zigarette. Ein gewöhnliches Bild von einem Kneipenabend, allerdings nicht mehr lange. Die Zigarette müssen sich die Kneipengänger ab Mittwoch verkneifen.

 Helmut Seimetz vom Verein zur Pflege gegenseitiger Toleranz und der Rauchkultur (mit Mikrofon) sang bei der Party in Pitter's Bürgerstube ein selbst geschriebenes Protest-Lied.

Helmut Seimetz vom Verein zur Pflege gegenseitiger Toleranz und der Rauchkultur (mit Mikrofon) sang bei der Party in Pitter's Bürgerstube ein selbst geschriebenes Protest-Lied.

Foto: ulli dackweiler

Dann tritt das neue Nichtraucherschutzgesetz für Nordrhein-Westfalen in Kraft. Das Rauchen in Lokalen ist dann nicht mehr gestattet. Darum steigt in Pitter's Bürgerstube an der Oststraße eine Raucher-Party als Protest. "Wir wollen damit ein Zeichen setzen", sagt Helmut Seimetz, Organisator der Party vom Verein zur Pflege gegenseitiger Toleranz und der Rauchkultur.

In der Kneipe wollen die Vereinsmitglieder diese Toleranz vorleben. Dort sind an diesem Abend Nicht-Raucher mit Rauchern vereint, niemand stört sich an dem anderen. "Das Rauchen gehört zur Atmosphäre einfach dazu", sagt Nichtraucherin Barbara Bödeke. Sie steht am Tresen mit ihren Freunden und genießt den Abend. Peter Borstlitz, ein anderer Gast, pflichtet ihr bei: "Ich habe bis vor neun Jahren selber geraucht, und mir macht es überhaupt nichts aus, wenn sie neben mir rauchen." Neben ihm sitzt auf dem Barhocker Nichtraucher Egon Bayer. "Man kommt einfach nach Feierabend hierhin", berichtet Bayer. Er wisse, dass dort geraucht wird. "Und es funktioniert vom aller feinsten. Wir sind liberal", sagt Bayer.

Viele Party-Gäste befürchten allerdings, dass durch das neue Rauchverbot ein Kneipensterben einsetzen wird. Helmut Seimetz nennt die neue Regelung ein "Radikal-Gesetz". "So wie es bisher war, konnten wir alle gut damit leben", sagt er. Darin sind sich die Anwesenden einig.

Einige halten die Vorschriften allerdings für inkonsequent. Sie könnten das Gesetz verstehen, es gehe ihnen dann aber auch nicht weit genug. "Ich bin auf der einen Seite dafür, dann sollten sie aber weitergehen und Zigaretten in Deutschland komplett verbieten", sagt Raucher Udo Wetzels. Dies sei nur konsequent. Dann würde er morgen sofort mit dem Rauchen aufhören, sagt er und zieht an seiner Zigarette. So aber sei das Gesetz "reine Heuchelei". Den Politikern gehe es doch vor allem um das Geld aus der Tabaksteuer. Helmut Seimetz geht derweilen zu seinem Keyboard. Im Eingangsbereich hat er eine kleine Bühne aufgebaut. Dort stimmt er jetzt das selbst geschriebene Lied "Das Raucherschwein" an. "Du musst schon Alt-Bundeskanzler sein, dann kannste qualmend in die Kneipe rein", singt er. Und weiter: "In Zukunft bleibt die Kneipe leer, der Wirt kriegt kein Salär".

(RP)
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