Meerbusch Rathaussturm mit Rammbock

Meerbusch · Um 11.11 Uhr brechen Prinz Bernhard I. und sein Gefolge durch die äußerst stabile "Ziegelmauer", die den Eingang des Büdericher Rathauses versperrt. Anschließend wurde im aufgebauten Festzelt Altweiber gefeiert.

Das Nierster und Lanker Kinderprinzenpaar stürmt mit den Ministern das Rathaus. Mit dem Rammbock gibt die vermeintliche Ziegelmauer aus Styropor (unten am Bildrand) sofort nach, und der Weg ist frei.

Das Nierster und Lanker Kinderprinzenpaar stürmt mit den Ministern das Rathaus. Mit dem Rammbock gibt die vermeintliche Ziegelmauer aus Styropor (unten am Bildrand) sofort nach, und der Weg ist frei.

Foto: Ulli dackweiler

Löwen, Hexen, Clowns, Teufel und ein Kapitän belagern die Straße vor dem Büdericher Rathaus. Sie schunkeln und singen mit den Möhnen. Es ist 11 Uhr — alles wartet auf den traditionellen Rathaussturm.

Bürgermeister Dieter Spindler hingegen guckt sich das Treiben aus vermeintlich sicherer Entfernung — vom Rathausbalkon — an. Er trägt einen Blaumann mit der Aufschrift "Rathaus-Kolonne — Oberheld der Arbeit", während die übrigen Verwaltungsangestellten lediglich die "Helden der Arbeit" sind. Spindler guckt sich mit einem süffisanten Lächeln dem Treiben auf der Straße zu. Rund 250 Jecke sind gekommen.

Beim Anblick der äußerst stabilen Ziegelmauer, die den Eingang des Verwaltungsgebäudes versperrt, scheinen sie zunächst ratlos. Ein Schild prangt an der Mauer mit der Aufschrift: "Denkmal betreten verboten!" Plötzlich geht ein Raunen durch die Menge — die langen, wippenden Federn der unvergleichlichen Narrenkappe nähern sich dem Verwaltungsgebäude: Prinz Bernhard I., Nierster Karnevalsprinz und Rädelsführer des Aufstandes, kommt mit seinem Gefolge, um für einen Tag die Macht in der Stadt zu ergreifen. Die Freie Herrlichkeit übernimmt sofort das Kommando auf der Dorfstraße und fordert den ersten Bürger der Stadt auf, den Weg freizumachen.

"Ihr kommt hier nicht rein", ruft Spindler siegessicher vom Balkon auf die Straße. Mit einem müden Lächeln im Gesicht gibt sich der Oberheld der Arbeit gelassen. "So einfach wird das Rathaus nicht übergeben." Doch Bernhard I. ist von der Widerstandsfähigkeit des Bürgermeisters nicht beeindruckt. Er greift zu drastischeren Mitteln: Seine Minister rücken mit einem ganz schweren Geschütz an — einem stattlichen Rammbock. "Achtung Dieter, wir kommen", ruft die Nierster Herrlichkeit herauf.

Spindler lacht. "Ist der Rammbock nicht zu schwer für euch?", fragt der erste Bürger der Stadt. Prinz Bernhard I. kontert: "Mach' dir um uns mal keine Sorgen. Wir sind ja schließlich keine Hungerhaken, wie die in eurer Stadtverwaltung!" Die beiden Kinderprinzenpaare Louis Raven und Mara Jeschke (Lank-Latum) sowie David Horster und Theresa Podsada (Nierst) greifen nach dem Rammbock und stellen sich auf. "Kinderarbeit ist doch in Deutschland verboten", ruft Spindler vom Balkon. Langsam wird dem Stadtoberhaupt mulmig. Denn die Kinder bekommen nun auch noch Verstärkung durch die Minister.

Zu acht steuern sie die Ziegelmauer an, und mit kräftig Schwung prallt der Rammbock auf die Wand. Doch was ist das? Die vermeintlich stabile Mauer ist lediglich eine Styropormatte mit aufgeklebter Ziegeloptik und gibt sofort nach. Um 11.13 Uhr ist der Weg frei für die Jecken. Sie stürmen das Rathaus, Spindler überreicht ihnen den symbolischen Rathausschlüssel auf dem Balkon. Das Meerbuscher Narrenvolk auf der Straße jubelt.

Anschließend wird der Triumph im Festzelt im Rathausgarten ausgiebig gefeiert.

(RP/rl)
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