Meerbusch "Reisen war Freude am Leben"

Meerbusch · Die 83-jährige Lank-Latumerin Käte Halbach erinnert sich gerne an ihre Urlaube in den 50er Jahren. Die Reiseziele waren bescheiden. Die Frankfurter Studentin reiste in den Schwarzwald und nach Belgien. "Das war meine erste Auslandsreise." Später ging es nach Rom und Paris.

 Käte Halbach (links) bei ihrer Studienfahrt 1952 nach Paris. Repro: Ulli Dackweiler

Käte Halbach (links) bei ihrer Studienfahrt 1952 nach Paris. Repro: Ulli Dackweiler

Foto: Dackweiler, Ulli

Strandurlaube in der Karibik, Bergtouren in Südamerika — schier endlos scheinen heute die Reiseangebote zu sein. Das war nicht immer so. Nach dem Zweiten Weltkrieg kämpften die Menschen ums Überleben. Schon in den 50er Jahren reisten aber einige wenige wieder in den Urlaub. Allerdings anders als heute: Extrem kostengünstig musste er sein und die Ziele mussten innerhalb Europas liegen. "Viele hatten einfach kein Geld", sagt Käte Halbach. Die 83-jährige Düsseldorferin wohnt im Malteserstift in Lank-Latum und kann sich noch genau an ihre "bescheidenen" Reiseziele in den 50er Jahren als Frankfurter Studentin erinnern.

Käte Halbach erinnert sich gerne an ihre Reisen.

Käte Halbach erinnert sich gerne an ihre Reisen.

Foto: Dackweiler

"Wir waren unter anderem im Schwarzwald, in Belgien und Italien", sagt Käte Halbach. Gemeinsam mit zehn Kommilitonen hat sie ihre rund zweiwöchigen Touren in den Ferien der Sommersemester unternommen — meist mit dem Rad, übernachtet wurde in Jugendherbergen. "Ich bekam von meinen Eltern 150 Mark im Monat zum Leben, den Rest musste ich mir dazu verdienen", sagt die frühere Leiterin einer Neusser Berufsschule.

Die Touren seien von ihnen selber geplant worden, dann ging es los. "1950 fuhren wir an den Titisee", sagt Halbach. Sie reisten von Frankfurt mit dem Zug. Die Tagesdistanzen mit dem Rad betrugen etwa 30 Kilometer. "Wir waren eine gemischte Gruppe von Jungs und Mädels", so Halbach. Anders als heute wäre dies unter den Twens von damals ohne Beziehungen gewesen. "Das war Kameradschaft, mehr nicht." Reisen sei Spaß und Freude am Leben gewesen.

Da kam es dann schon einmal vor, dass sie nachts auf einem Feld übernachten mussten. "Wir hatten abends keinen Platz in einer Jugendherberge gefunden." Sie machten sich ein Lagerfeuer und sangen Lieder. Verpflegt haben sie sich auf ihren Touren tagsüber selbst — mit Apfelpfannekuchen und Pellkartoffeln mit Quark. 1951 fuhren sie mit dem Zug nach Vierzehnheiligen und reisten mit dem Rad umher. "Wir waren dabei unter anderem in Bamberg und Würzburg." 1952 ging es zum ersten Mal ins Ausland — von der Eifel nach Belgien bis zur Nordsee.

"Wir hatten viel Gegenwind, aßen Äpfel und trockene Brötchen", erinnert sich Käte Halbach. Dass junge Deutsche zu dieser Zeit unterwegs waren, sei nicht schlimm gewesen. "Nur einmal schickten uns einige Belgier den falschen Weg entlang." Ansonsten hätten sich Deutsche, Belgier, Franzosen und Italiener ihrem Eindruck nach als junge Europäer gefühlt.

Später war sie noch in Frankreich. "Bei einer Studienfahrt zum 14. Juli ging es nach Paris." Das Ungewöhnliche: Die Damen nächtigten in einem Mädcheninternat. "Da standen die Betten in einem großen Schlafsaal. Sie waren mit weißen Laken voneinander getrennt." Zur Abschlussfahrt 1953 gönnten sich die Studenten dann etwas Besonderes — eine Busfahrt nach Rom. "Ich sah den herrlichen Kunstpalast in Florenz, das Kolosseum und den Petersdom in Rom", sagt Käte Halbach. Schön wäre die Zeit gewesen, auch wenn sich das Land erst im Aufbau befand.

(RP/ila)
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