Meerbusch Rund 2000 protestieren gegen Konverter

Meerbusch · Rund 2000 Meerbuscher haben am Samstagnachmittag mit einer Menschenkette friedlich gegen den Bau eines geplanten Doppel-Konverters im 12 000-Einwohner-Stadtteil Osterath protestiert.

Ab 15 Uhr versammelten sie sich auf einem rund 1,7 Kilometer langen Feldweg am Ingerweg — genau an dem Ort, den Übertragungsnetzbetreiber Amprion als technisch besten Standort für die industrielle Großanlage angegeben hatte.

Unter den Protestierenden befanden sich auch Bürgermeister Dieter Spindler (CDU) sowie Vertreter aller Meerbuscher Ratsfraktionen. Der Stadtrat lehnt den Konverter einhellig ab. Die "Initiative gegen den Doppel-Konverter Osterath" hatte zu der Aktion aufgerufen. "Eine großindustrielle Anlage knallt man nicht den Leuten an den Gartenzaun", rief Astrid Linn, Mitbegründerin der Initiative. "Dann erntet man das, was man hier sieht."

Nach Angaben des Veranstalters war es die größte Demonstration in der Geschichte der Stadt Meerbusch. "Stuttgart 21 kann einpacken — das hier ist Osterath 2013", sagte Linn. "Wir sind den zahlreichen Teilnehmern sehr dankbar."

Im Zuge der Energiewende soll am so genannten Netzverknüpfungspunkt Osterath auf einer Grundfläche von 100 000 Quadratmetern ein Doppel-Konverter entstehen. Während der Bundesrat nach massiven Protesten aus Meerbusch empfohlen hat, die Netzverknüpfungspunkte unverbindlich zu halten, will die Bundesregierung am Netzverknüpfungspunkt Osterath festhalten. Allerdings müssten in einem Umkreis von zehn Kilometern oder darüber hinaus noch Alternativen geprüft werden.

Viele Osterather glauben nicht mehr an eine ernsthafte Alternativenprüfung, weil Netzbetreiber Amprion den Standort am Ingerweg bereits im Vorfeld als "alternativlos" bezeichnet hatte. Viele Teilnehmer der Menschenkette hielten Schilder und Plakate gegen den Konverterbau hoch. "Ich mache mir Sorgen. Meine beiden Kinder gehen hier direkt um die Ecke in den Kindergarten", sagte Jari Berger (43). "Und genau hier soll die EU-weit größte Konverteranlage direkt am Wohngebiet entstehen, ohne dass die Technik vorher getestet wurde." Kritisch sieht auch Cornelia Dick (38) den Konverterbau. Sie reiht sich mit Tochter Clara in die Menschenkette ein. "Wenn der Konverter kommt, werden die Osterather, die es sich leisten können, hier wegziehen", sagt sie. "Dann stirbt der Ort aus." Was viele ärgert: dass der Konverter dazu dient, Braunkohlestrom auf die geplante Stromautobahn nach Philippsburg zu bringen. Braunkohlestrom statt Atomstrom — das habe mit Energiewende nichts zu tun. Karsten Weigmann läuft vorbei. Er hat die Initiative mitbegründet. Es ist kurz nach 16 Uhr. Weigmann gibt das Signal zum Unterhaken. Die Osterather stehen geschlossen — gegen den Stromkonverter.

(RP/ila)
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