Meerbusch See-Besitzer muss Schwimmhütte abreißen

Meerbusch · Der Meerbuscher Stefan Loll soll seine schwimmende Hütte entfernen. Jetzt ruft er den Deutschen Bundestag an

 Vom Wind und der Strömung leicht bewegt, vermittelt die Schwimmhütte ein ganz besonderes Gefühl: Nicht festes Haus, nicht Schiff. Von der Terrasse hat man einen wunderbaren Blick über den gesamten See. Von der Straße aus ist die Hütte nicht zu sehen, weil der See etwas gebogen ist.

Vom Wind und der Strömung leicht bewegt, vermittelt die Schwimmhütte ein ganz besonderes Gefühl: Nicht festes Haus, nicht Schiff. Von der Terrasse hat man einen wunderbaren Blick über den gesamten See. Von der Straße aus ist die Hütte nicht zu sehen, weil der See etwas gebogen ist.

Foto: THOMAS LAMMERTZ

Für die Krefelder Stadtverwaltung ist der Sachverhalt ganz klar: Eine schwimmende Hütte ist auf dem Radongsee aus rechtlichen Gründen nicht genehmigungsfähig, da sich der See in einem Landschaftsschutzgebiet befindet. Verwaltungsgericht und Oberverwaltungsgericht haben diese Rechtsauffassung mehrfach klar bestätigt, zuletzt mit Urteil vom 5. Dezember 2012. Besitzer Stefan Loll gibt nicht auf: Vor Weihnachten hat er eine Petition an den Bundestag geschickt. Er hofft immer noch, eine Duldung erreichen zu können.

 Mit viel Liebe zum Detail hat Stefan Loll die Hütte innen im Vorkriegsstil eingerichtet. Auf dem Küchentisch steht ein funktionsfäiger Spiritusbrenner.

Mit viel Liebe zum Detail hat Stefan Loll die Hütte innen im Vorkriegsstil eingerichtet. Auf dem Küchentisch steht ein funktionsfäiger Spiritusbrenner.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Im Herbst 2007 kauften Sabina und Stefan Loll aus Bösinghoven das Gelände des Radongsees, ein ehemaliger Baggersee, 78000 Quadratmeter groß in der Gemarkung Fischeln. Der Eingang liegt am Strümper Weg, der See zieht sich etwa 700 Meter entlang der Eisenbahnstrecke bis zur Stadtgrenze. Es ist eine einsame, wenig bewohnte Gegend – und Landschaftsschutzgebiet. Der See wird vom Fischerei-Verein Rheintreu Meerbusch genutzt.

Als Kind hat Stefan Loll die Lederstrumpf-Filme gesehen. In einem Film gab es einen Trapper, der auf einer Schwimmhütte in einem See saß. Die Idee der Schwimmhütte ließ Loll nicht mehr los. Er suchte in der ganzen Gegend nach ehemaligen Baggerseen – und wurde am Radongsee fündig. Die Angler hatten den Baggersee durch Anpflanzungen weitgehend renaturiert. Im eingezäumten Gelände siedelten sich Eulen, verschiedene Wasservögel, Amphibien und zwei Eisvogelpärchen an.

Weil der See zu einem Landschaftsschutzgebiet gehört, habe er das Grünflächenamt angerufen, um sich zu erkundigen, ob seinem Vorhaben etwas entgegenstünde. Das verwies ans Bauamt. Loll erzählt: "Nach mehreren Anläufen verband man mich mit einem Entscheidungsträger, der aufgrund der Ungewöhnlichkeit dieser Anfrage – ,Ich bin zwar seit 30 Jahren beim Bauamt, aber so etwas hatte ich noch nicht.' – Paragrafenstudium und Rückruf versprach." Am nächsten Tag sei Anruf mit der Auskunft gekommen: "Nach der Bauordnung NRW gilt diese nur für Objekte, welche mit festem Boden verbunden sind. Also kein genehmigungspflichtiges bauliches Objekt." Loll sagt, er habe es versäumt, sich diese Information schriftlich geben zu lassen oder sich den Namen des Mitarbeiters zu merken.

Nach dieser Auskunft begann Stefan Loll Anfang 2008 sein Projekt. Das Haus bewegt sich mit der Strömung, ist aber in einer Bucht verankert. Seitdem ist Loll einmal in der Woche dort. Ende Januar 2009 wurde das Grünflächenamt erneut aktiv und nannte die Hütte eine "illegale bauliche Anlage". Auch bei der Baubehörde waren sich, berichtet Loll, plötzlich alle einig, dass diese eine bauliche Anlage sei. Es folgten Ordnungsverfügung mit Zwangsgeld von 2000 Euro sowie ein Prozess vor dem Verwaltungsgericht, den er verlor. "Die Stadt Krefeld wird weiterhin die Beseitigung der Hütte anstreben." Loll aber hat die Hoffnung nicht aufgegeben.

(RP)
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