Meerbusch Stadt soll Pogrom-Gedenken ausrichten

Meerbusch · Der Ökumenische Arbeitskreis hat die Stadt gebeten, künftig die Meerbuscher Gedenkveranstaltungen am 9. November auszurichten. Im Kulturausschuss stieß die Anregung auf ein geteiltes Echo

 Am 9. November jährt sich die Reichspogromnacht zum 75. Mal. Dann wird erstmals die Stadt die Gedenkveranstaltung am Mahnmal in Lank-Latum ausrichten.

Am 9. November jährt sich die Reichspogromnacht zum 75. Mal. Dann wird erstmals die Stadt die Gedenkveranstaltung am Mahnmal in Lank-Latum ausrichten.

Foto: Ulli Dackweiler

Neunmal hat der Ökumenische Arbeitskreis in Lank-Latum zum Gedenken an die Novemberpogrome eingeladen, als 1938 deutschlandweit Synagogen brannten und jüdische Geschäfte demoliert wurden. Auch Juden in den Meerbuscher Vorgängergemeinden zählten zu den Opfern. Vor dem zehnjährigen Bestehen der Gedenkveranstaltung bat der Arbeitskreis die Stadt darum, dass sie die diesjährige Gedenkfeier ausrichtet – und auch in den kommenden Jahren als Veranstalter auftritt.

Für die diesjährige Veranstaltung, an dem sich die Reichspogromnacht zum 75. Mal jährt, erhielt Pfarrerin Heike Gabernig eine entsprechende Zusage von Bürgermeister Dieter Spindler (CDU); über den darüber hinausgehenden Wunsch diskutierte jetzt der Kulturausschuss – durchaus kontrovers.

Zustimmung gab's von Seiten der SPD ("Es würde der Stadt gut zu Gesicht stehen, diese Veranstaltung auf Dauer auszurichten") und der FDP. Den Grünen war wichtig, dass die Politiker ins Konzept eingebunden werden. Daraufhin schlug der Ausschussvorsitzende Franz-Joseph Radmacher (CDU) vor, der Ausschuss möge empfehlen, dass die Stadt künftig als Veranstalter der Gedenkfeier auftritt. Das aber wollte die CDU so nicht mittragen. "Grundsätzlich finde ich es nämlich sehr gut, wenn die Gedenkveranstaltung von der Bürgerschaft organisiert ist und keine ,verordnete' Veranstaltung der Stadt", erklärte Mike Kunze. "Wenn der Arbeitskreis aber Unterstützung benötigt, soll diese selbstverständlich von Seiten der Stadt gewährt werden." Ob die Stadt offiziell als Veranstalter auftreten soll, darüber müsse die CDU zunächst einmal in der Fraktion diskutieren, sagte Kunze und beantragte Vertagung. Dieser Antrag fand im Kulturausschuss keine Mehrheit; nur die CDU-Mitglieder stimmten dafür, Radmacher enthielt sich.

Pfarrerin Gabernig erklärte: "Der ökumenische Arbeitskreis will aus dem Nimbus raus, dass die Gedenkveranstaltung eine Privatveranstaltung ist, eine Art Hobby von einigen." Wenn die Stadt Veranstalter werde, gelänge es vielleicht auch besser, die Schulen und auch die Politiker mit ins Boot zu holen.

Kulturdezernentin Angelika Mielke-Westerlage schlug vor, dass die Meerbuscher Stadtverwaltung gemeinsam mit dem Ökumenischen Arbeitskreis ein Konzept für die Gedenkveranstaltung erarbeiten und dem Ausschuss zu seiner nächsten Sitzung vorlegen werde. Diese Vorgehensweise stieß bei allen Fraktionen Zustimmung.

(RP)
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